Viele Sparer gehen davon aus, dass ihr Geld auf dem Sparbuch und andere Geldanlagen sicher sind – zumindest bis zu einem Wert von 100 000 Euro. Ist das so?

Einlagenschutz für Sparbuch schmilzt

Infolge der Wirtschafts- und Finanzkrise, die 2008 begann, wurde weltweit viel Geld vernichtet. Die EU-Staaten beschlossen daraufhin, eine „Einlagensicherung“ einzuführen, damit das Vertrauen der Sparer in die Banken nicht noch einmal so erschüttert wird, wie beispielsweise durch die Pleite von Lehman-Brothers und der Kaupthing-Bank. In einem „Focus-Money“-Artikel vom April 2016 wurde die vermeintliche Sicherheit für Sparer als „100 000-Euro-Irrtum“ bezeichnet.

Die EU-Regierungen, die Europäische Kommission und das Europäische Parlament haben sich im Jahr 2013 auf eine EU-Richtlinie zur Einlagensicherung geeinigt. Darin bekräftigen sie, dass für alle Sparkonten ein Guthaben bis zu 100.000 Euro geschützt ist … und darüber hinaus die Guthaben eben gefährdet sind.

Um dieses Ziel zu erreichen, sollen sich künftig alle Länder verpflichten, das Schutzversprechen durch einen entsprechenden Hilfsfonds zu untermauern. Dazu wären gemäß Artikel 10 der EU-Richtlinie bis zum 03. Juli 2024 mindestens 0,8 Prozent der gedeckten Einlagen zu hinterlegen.

Die Verantwortlichen hoffen, damit „systemische Risiken“ zu vermeiden. Doch wieviel Ersparnisse können mit diesen Hilfsfonds geschützt werden?

Der Bankenverband geht von folgender Prognose aus:
Sparbuch gesichert durch EinlagenschutzQuelle: Bankenverband

Diese Senkung der Einlagensicherungssumme ergibt sich aus der EU-Richtlinie, in deren Präambel unter Nr. 23 festgestellt wird:

„Die Richtlinie 2009/14/EG des Europäischen Parlaments und des Rates (8) hat eine feste Deckungssumme von 100 000 EUR eingeführt, was einige Mitgliedstaaten in die besondere Lage versetzt hat, dass sie ihre einzelstaatliche Deckungssumme senken müssen — mit dem Risiko eines Vertrauensverlustes auf Seiten der Einleger.“

Doch selbst diese Regelung bringt nur beschränkt Sicherheit für das Ersparte:

„Der jetzt gefundenen Lösung zufolge steht dagegen jede nationale Regierung nur für die Sparer der eigenen Banken ein. Für deutsche Kunden heißt das: Wenn sie ihr Geld zu einer ausländischen Bank bringen, die nur mit einer Gastlizenz in Deutschland tätig ist, dann müssen sie sich im Pleitefall auf die Regierung jenes Landes verlassen, in dem das Institut seinen Sitz hat.“

Quelle: tagesschau.de, 18.12.2013

Das Sparbuch ist sicher bei der Bank

Zumindest hoffen viele, dass der Staat die Sicherheit des Ersparten garantiert. Schließlich hat das auch Bundeskanzlerin Angela Merkel versichert. Doch der Staat garantiert nicht für das Ersparte. Und die Banken schon gleich gar nicht!

Der Entschädigungsanspruch nach § 4 des Einlagensicherungs- und Anlegerentschädigungsgesetzes (EAEG) umfasst die Summe aller Einlagen und Verbindlichkeiten aus Wertpapiergeschäften bei einer Bank in Euro und sonstigen Währungen der EU-Mitgliedstaaten.

„Die Obergrenze nach Absatz 2 bezieht sich auf die Gesamtforderung des Gläubigers gegen das Institut, unabhängig von der Zahl der Konten, der Währung und dem Ort, an dem die Konten geführt oder die Finanzinstrumente verwahrt werden.“

Doch was passiert, wenn nicht nur eine, sondern mehrere Banken pleitegehen?

Wir vergessen auch schnell, wie beispielsweise Banken in den letzten Jahren und Jahrzehnten in die Krise gerieten. Bereits vor der großen Wirtschafts- und Finanzkrise 2008 mussten über 100 private Banken in Deutschland Insolvenz anmelden, oder die BAFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, früher Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen) ordnete ein sogenanntes vorübergehendes Moratorium an.

In den letzten Monaten wird verstärkt versucht, angesichts der bevorstehende Krise die Gefahren von Bankenpleiten weiter zu beschränken. Jaime Caruana, der Generaldirektor der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel, vertritt die Meinung:

Die Regulierung könne das Scheitern von Banken nicht verhindern. Sie könne nur das Risiko mindern und dafür sorgen, dass die Bank schnell abgewickelt wird. Die Aufgabe der Bankenaufsicht sei es vor allem dafür zu sorgen, dass selbst im Falle eines Zusammenbruchs „kein systemisches Risiko entsteht“.

Fazit: Eine hundertprozentige Sicherheit für das Sparbuch gibt es ebenso wenig wie bei anderen Geldanlagen. Die beste Sicherheit verspricht immer noch eine strukturierte Risikostreuung, vorzugsweise mit Sachwerten.

Finanzkrise? Nicht mit mir!

 

Von Thomas Schulze

Mit den Beiträgen will ich helfen, anhand ausgewählter Beiträge besser zu verstehen, "was die Welt im Innersten zusammenhält"

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