Flugzeugfonds – Geldanlage mit Rendite – das war einmal. In den letzten Jahren drohten vor allem Verluste – ohne Ende?
Flugzeugfonds im Aufwind
Um das Jahr 2008 tauchten auf dem Markt der Geschlossenen Fonds vermehrt Flugzeugfonds auf. Diese Geldanlage erschien aus mehreren Gründen sehr lukrativ:
- Die Luftfahtbranche befand sich im Aufwind und konnte auch in Krisenzeiten kräftige Wachstumsraten vorweisen, wie dieses Diagramm aus einem damaligen Verkaufsprospekt belegt.
- Als Vertragspartner für die Flugzeug-Leasingfonds operierten insbesondere weltweit führende Fluggesellschaften wie Singapore Airlines, Emirates, Air France KLM, Lufthansa und andere.
- Langfristige Leasingverträge mit 10 Jahren Laufzeit und Verlängerungsoption boten Aussicht auf langfristig stabile Einnahmen.
- Langstreckenflüge mit luxeriös ausgestatteten Flugzeugen wie dem A380 hatten zudem einen hohen Luxuswert.
- Als Sahnehäubchen ermöglichte die anfänglich geringe Steuerbelastung Anlegern zudem weitgehend steuerfreie Einnahmen von 5 Prozent und mehr auf das eingezahlte Kapital.
Fluggesellschaften im Sturzflug
Bereits im Jahr 2019 deutete sich der Sinkflug der Fluggesellschaften an. Dies war überwiegend mit den Überkapazitäten und der dadurch verschärften Konkurrenz unter den Gesellschaften verbunden. 2019 sollte schließlich zur „Rekordpleite in der Geschichte der Luftfahrt“ führen:
„Dieses Jahr stand für viele Fluggesellschaften unter keinem guten Stern. Binnen kurzer Zeit mussten zahlreiche Airlines ihren Betrieb einstellen. Insgesamt zählt die Luftfahrt 23 größere Pleiten von Fluggesellschaften weltweit.“ (flüge.de, 31.12.2019)
In 2020 gelang dann zahlreichen Gesellschaften nicht einmal mehr eine Notlandung. Insbesondere infolge der weltweiten Corona-Pandemie brach plötzliche gerade der Passagierflugverkehr ein. Zahlreiche Fluggesellschaften stürtzten ab.
Die Luftfahrtgesellschaft Norwegian Air Shuttle ASA meldete Mitte November 2020 Insolvenz an. Allein im Jahr 2020 sind weltweit 42 Fluggesellschaften am Markt gescheitert. Das Beratungsunternehmens IBA Group schätzt, dass die Gesamtzahl bis März 2021 auf über 70 Airlines steigen könnte.
Der Weltluftfahrtverband IATA rechnet für das laufende Jahr 2020 mit einem branchenweiten Verlust:
„Für das Jahr 2020 wird ein Nettoverlust von 118,5 Milliarden Dollar erwartet (tiefer als die im Juni prognostizierten 84,3 Milliarden Dollar).
Für 2021 wird ein Nettoverlust von 38,7 Mrd. USD erwartet (tiefer als die im Juni prognostizierten 15,8 Mrd. USD). (iata.org, 24.11.2020)
Für die Geldanlage insbesondere auch in Sachwerten werden die Karten neu gemischt. Vor allem Sicherheit gewinnt im „Zeitalter der Unordnung„ einen viel höheren Stellenwert als in „ruhigen“ Jahren.
Übrigens: Corona bringt Rangliste der größten Flughäfen durcheinander
Ergänzung 25.02.2021:
Nicht nur Fluggesellschaften, Flughäfen und Dienstleister für beide geraten in die Krise, sondern auch Flugzeugfonds.
„Corona schickt ersten Flugzeugfonds in die Insolvenz“ (fondsprofessionell.de, 25.02.2021)