Warum Europa wirtschaftlich scheitert und BRICS zur Alternative wird. Ein Blick auf das Interview mit Alex Krainer und Glenn Diesen – schonungslos und fundiert.
Europas wirtschaftliche Apokalypse – eine schonungslose und fundierte Analyse
Der norwegische Professor Glenn Diesen diskutierte mit Alex Krainer auf Substack über die wirtschaftliche Krise Europas. Krainer ist Marktanalyst, Autor und ehemaliger Hedgefonds-Manager. Im Mittelpunkt des Gesprächs stand die Frage, warum das Ende des Ukraine-Krieges eine Wirtschaftskrise in Europa auslösen wird.
Nachfolgend ein kurzer Überblick über das Interview.
Die wirtschaftliche und gesellschaftliche Stabilität Europas steht auf dem Prüfstand wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Inflation, Energiekrisen, Deindustrialisierung und politische Zerwürfnisse sorgen für Unsicherheit auf allen Ebenen. Wie wird Europa reagieren?
Den Geopolitik-Experten Glenn Diesen interessiert die Sicht des Investmentanalysten Alex Krainer. Seiner Ansicht nach schlittert Europa durch eine Kombination aus strategischer Selbstsabotage, globalem Druck und ideologischer Verblendung in eine historische – eine „wirtschaftliche Apokalypse“, die nicht nur Symptome, sondern Systemfehler offenbart.
Der Begriff Apokalypse geht auf die Offenbarung des Johannes zurück, in der das katastrophale „Ende der Geschichte“ und das Kommen und Sein des „Reichs Gottes“ verkündet wird. Sie ist das letzte in der üblichen Aufzählung der biblischen Bücher und die einzige apokalyptische Schrift des Neuen Testamentes.
Die strategische Schwächung Europas – eine kontrollierte Erosion?
Krainer zeichnet das Bild einer geopolitischen Dynamik, in der Europa nicht Opfer äußerer Umstände, sondern Akteur der eigenen Schwächung ist. Im Zentrum dieser Argumentation steht die zunehmende wirtschaftliche Abhängigkeit von transatlantischen Interessen – etwa durch das Ende von Nord Stream 2, die Abkopplung von russischer Energie und die systematische Verteuerung der eigenen Industrieproduktion.
Die Sanktionen gegen Russland, so Krainer, seien nicht Ausdruck strategischer Stärke, sondern das Gegenteil: Ein Akt, der europäische Interessen untergräbt und den USA wirtschaftliche Vorteile verschafft. [Siehe auch hier – T.S.] Insbesondere der Energieimport aus den USA zu Höchstpreisen, während europäische Unternehmen unter Produktionskosten zusammenbrechen, wird als Beispiel für diese Politik angeführt.
Die Folge: Deindustrialisierung, Standortverlagerung, soziale Erosion. Krainer beschreibt dies nicht als Kollateralschaden, sondern als gewolltes Resultat einer geopolitischen Agenda, in der Europa geopfert wird, um die globale Vormachtstellung westlicher Eliten zu sichern – koste es, was es wolle.
Die innere Krise Europas – vom Wohlstandsversprechen zur Überwachungsordnung
Neben der wirtschaftlichen Dekonstruktion sieht Krainer auch eine demokratische und gesellschaftliche Implosion in Europa. Anstelle von Innovation, Eigenverantwortung und offenen Diskursen rücken Themen wie digitale Kontrolle, Zensur, Cancel Culture und die Einschränkung von Grundrechten in den Vordergrund.
Die technokratische Verwaltung der Krise geht laut Krainer mit einer zunehmenden Entmündigung der Bevölkerung einher. Entscheidungen würden zentralisiert, Andersdenkende stigmatisiert und Meinungsvielfalt systematisch unterdrückt. Besonders kritisch sieht er die Digitalisierung von Überwachung, etwa durch digitale Zentralbankwährungen oder Social Credit Strukturen, die langsam Einzug halten.
Europa, einst Leuchtturm der Freiheit und der bürgerlichen Selbstbestimmung, rutscht so – in den Worten Krainers – in eine „sanfte Tyrannei“, die durch Sicherheitsrhetorik legitimiert wird, aber in Wahrheit der Stabilisierung maroder Machtstrukturen dient.
BRICS als Alternative – Rückkehr zu echter Souveränität?
Doch Krainers Analyse endet nicht in Hoffnungslosigkeit. Vielmehr sieht er in den BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika – inzwischen erweitert) eine realistische Alternative zum westlich dominierten Wirtschaftssystem. Dieses neue Modell verspricht Dezentralisierung, Souveränität und faire Handelsbedingungen, gerade auch für Länder des globalen Südens.
Während Europa sich in immer einschränkendere wirtschaftliche und ideologische Strukturen verstrickt, setzen die BRICS-Staaten auf Rohstoffsicherung, Infrastrukturaufbau, bilateralen Handel und langfristige Partnerschaften – ohne Regimewechsel, politische Bevormundung oder moralische Auflagen. In Krainers Worten: eine „Globalisierung der Menschen“, nicht der Konzerne.
Diese Perspektive bietet gerade für junge Ökonomien eine Plattform für nachhaltige Entwicklung, ohne koloniale Abhängigkeit. Für Europa könnte ein echter Wandel nur dann möglich sein, wenn es sich aus den Fesseln ideologischer Fixierungen löst – und beginnt, wieder eigenständige Interessen zu verfolgen.
Fazit: Europa am Scheideweg
Die wirtschaftliche Apokalypse Europas ist nicht das Ergebnis eines plötzlichen Schocks, sondern einer jahrelangen Selbstentfremdung – wirtschaftlich, politisch, kulturell. Alex Krainer macht in seinem Gespräch mit Glenn Diesen deutlich: Die Lösung liegt nicht im „Weiter so“, sondern in einem radikalen Umdenken – hin zu Souveränität, Dezentralität und echter Demokratie.
Ob Europa den Mut aufbringt, diese Richtung einzuschlagen, bleibt offen.
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