Rheinmetall, Rüstungskonzern und Profiteur an Kriegen in der Ukraine und Gaza, sponsert den Fußballbundesligaverein Borussia Dortmund (BVB)
Rheinmetall sponsert BVB
Für den Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck ist es zwar „erst einmal ungewöhnlich“, dass Rheinmetall einen Fußballverein sponsert. Doch numehr sei es „ein Stück weit die Realität der Zeitenwende“:
„Dass Rheinmetall jetzt einen Fußballverein sponsert, ist in der Tat erst einmal ungewöhnlich, aber es zeigt, wo wir stehen. Wir sind im permanenten Kontakt, auch mit dem genannten Unternehmen, mit Rheinmetall, das sie doch mehr Munition produzieren sollen, um die Ukraine zu unterstützen.
Wir wissen und müssen es leider zugeben, dass wir in einer anderen, bedrohlicheren Welt sind und deswegen ist die ja eingeübte, ja auch so verständliche Zurückhaltung, nicht über Rüstungsindustrie zu reden, sich politisch nicht zeigen zu wollen, das ganze auszugrenzen, auch nicht mehr haltbar und auch nicht mehr richtig.
Insofern spiegelt dieses Sponsorship sicherlich auch ein Stück weit die Realität der Zeitenwende wider.“
Helfer – keinesfalls Kriegsgewinnler
Rheinmetall-Chef Armin Papperger sieht seinen Konzern ganz und gar nicht als Kriegsgewinnler. Der Konzern helfe nur der Bundesregierung, „unser Land zu beschützen“.
Wie sehr der Konzern der Bundesregierung „hilft“, wird auch daran deutlich, dass Pappberger darauf spekuliert, 42 Milliarden Euro aus dem 100-Milliarden-Euro „Sondervermögen“ der Bundesregierung zu bekommen:
„Sie können davon ausgehen, dass am Ende zwischen 30 und 40 Milliarden aus dem Sondervermögen zu uns kommen: für Flugabwehr, LKW, Munition, unseren Anteil am F35-Programm und vieles mehr.“
Das sich die deutsche Rüstungsindustrie nicht als Kriegsgewinnler sieht, ist keine Einzelmeinung von Herrn Pappberger. Ähnlich äußerte sich unter anderem 2022 Hans Christoph Atzpodien, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Sicherheits und Verteidigungsindustrie (BDSV).
Für den BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke scheint es nicht nur kein Problem, sondern sogar geboten zu sein, dass Rüstungsunternehmen Fußballvereine sponsern:
„Sicherheit und Verteidigung sind elementare Eckpfeiler unserer Demokratie. Deshalb halten wir es für die richtige Entscheidung, uns sehr intensiv damit zu beschäftigen, wie wir diese Eckpfeiler schützen. Gerade heute, da wir jeden Tag erleben, wie Freiheit in Europa verteidigt werden muss. Mit dieser neuen Normalität sollten wir uns auseinandersetzen“.
Grundgesetz und Grundwertekodex
Laut Grundgesetz Art 26 (1) sind zwar „Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören“ verfassungswidrig, aber Rheinmetall stört ja wohl nicht das „friedliche Zusammenleben der Völker“ beim Fußball – oder?
Und mit dem „Grundwertekodex„ des Vereins, der im November 2022 verabschiedet wurde, gibt es scheinbar auch kein Problem. Denn darin werden Krieg und Rüstung nicht ausdrücklich genannt, sondern nur:
„Wir werden uns stets für das gesellschaftliche Gelingen einsetzen. Darunter verstehen wir ein Vereinsleben und eine Gesellschaft ohne Rassismus, Antisemitismus, LSBTI+-Feindlichkeit, Sexismus, Gewalt und Diskriminierung.“
Doch so ganz widerspruchslos scheint dieses Sponsoring nicht zu sein. Auch die Fans des BVB und anderer Vereine werden möglicherweise ähnlich wie Investoren bei ihren Anlageentscheidungen künftig ethischen Fragen mehr Beachtung schenken.
Kritik nicht nur von „Linken“
Wie die WELT berichtet, scheint die Partnerschaft von Rheinmetall und dem BVB nicht nur von „Linken“ kritisiert zu werden:
„Bei manchen Fußballfans und in anderen Teilen der Gesellschaft fiel die Reaktion negativ aus. Die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen startete eine Online-Petition, in der sie den BVB zum Rückzieher aufgefordert wird und eine ‚Rote Karte für den Werbedeal‘ gezückt wird. ‚Ein Waffenhersteller als Sponsor passt nicht zu den Werten, die der BVB – und Fußball insgesamt – vertritt‘, hieß es von den Pazifisten.“
In einem Meinungsartikel in der WELT hält Oliver Müller die Kritik an dem Sponsoring zwar für verlogen, kommt aber auch nicht umhin festzustellen:
„Das in Düsseldorf ansässige Unternehmen war im Ersten Weltkrieg einer der größten Rüstungslieferanten des Deutschen Kaiserreiches und es war in den 1930er-Jahren – unter der Kontrolle der Nazi-Regierung – sogar in die Vorbereitung und Planung des Zweiten Weltkrieges involviert. In den Rheinmetall-Fabriken mussten Zwangsarbeiter Sklavenarbeit leisten. Es gibt Firmen, die eine deutlich unproblematischere Historie haben.“
Wenn Rheinmetall zumindest teilweise mit Gewinnen aus Rüstung und Krieg friedlichen Sport sponsert – ist das dann vielleicht auch eine Art Geldwäsche?