Autoindustrie im Stau

Die deutsche Autoindustrie kämpft mit geopolitischen Veränderungen und technologischen Rückständen – die Zukunft steht auf dem Spiel.

Deutsche Autoindustrie erlebt strukturelle Wende

Im Finanzteil der meistgelesenen und auflagenstärksten italienischen Zeitung Corriere della Sera erschien am 28. 09.2024 ein Artikel unter dem Titel: „Bmw, Volkswagen, Mercedes, la fine del mito dell’auto tedesca: perché in Germania i colossi sono in crisi“. Der Autor, Francesco Bertolino, beleuchtet die gegenwärtige Krise der deutschen Automobilindustrie und die Gründe für ihren Niedergang. Die einst mächtigen und renditestarken deutschen Automarken BMW, Volkswagen und Mercedes-Benz stehen vor großen Herausforderungen, die nicht nur auf wirtschaftlichen, sondern auch auf geopolitischen Faktoren beruhen.

Geschäftsmodell im Aus

Bertolino beschreibt detailliert, wie das Geschäftsmodell der deutschen Autohersteller – das jahrzehntelang auf günstiger Energie aus Russland und dem Zugang zu globalen Märkten, insbesondere China, basierte – nicht mehr funktioniert. Seit dem Wegfall des russischen Gases und der zunehmenden Abschottung des chinesischen Marktes geraten die deutschen Autobauer zunehmend unter Druck. Besonders die Elektrifizierung des chinesischen Automarkts, wo lokale Hersteller durch staatliche Subventionen bevorzugt werden, hat die deutsche Autoindustrie auf dem falschen Fuß erwischt. Deutsche Hersteller wie BMW und Mercedes haben zu spät auf den Trend zur Elektromobilität reagiert und kämpfen nun mit technologischen Rückständen, hauptsächlich im Bereich der Batterietechnologie und Software.

Ein weiterer Punkt, den der Artikel hervorhebt, ist die Bedeutung der Automobilindustrie für die deutsche Wirtschaft. Sie ist nicht nur ein wichtiger Wirtschaftszweig, sondern auch ein wesentlicher Teil der deutschen Identität. Auf der Webseite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWI) heißt es noch:

„Die Automobilindustrie ist gemessen am Umsatz die größte Branche des Verarbeitenden Gewerbes und der mit Abstand bedeutendste Industriezweig in Deutschland. Die Unternehmen der Branche erwirtschafteten im Jahr 2023 einen Umsatz von gut 564 Milliarden Euro und beschäftigten direkt knapp 780.000 Personen.“

Ökonomische und politische Wende nötig

Die drohende Krise hat daher weitreichende Auswirkungen, die nicht nur ökonomisch, sondern auch politisch von Bedeutung sind.

Bertolino zeigt auf, dass der Niedergang nicht nur auf temporäre Faktoren zurückzuführen ist, sondern strukturelle Probleme vorliegen. Insbesondere die Überkapazitäten in den deutschen Werken, die unter ihrer Produktionsfähigkeit arbeiten, und der Rückgang der europäischen Nachfrage verschärfen die Situation. Die Automobilhersteller stehen vor der Herausforderung, in den nächsten ein bis zwei Jahren grundlegend umzudenken, um den Kurs zu ändern. Damit sind auch zahlreiche Arbeitsplätze infolge Betriebsschließung oder Betriebsverlegung langfristig bedroht. Das manager-magazin meldete beispielsweise am 18. 07. 2024:

„Wegen des hohen Kostendrucks und der Konkurrenz aus China planen laut einer Horváth-Umfrage mehr als die Hälfte der Betriebe in der Autoindustrie in den nächsten fünf Jahren hierzulande weniger Jobs anzubieten. Stattdessen entstehen neue Jobs im Ausland.“

Stefan Müller: (Auto)mobile Disruption: Die Zukunft der Automobilindustrie und warum kein Stein auf dem anderen bleibtDer Artikel von Bertolino ist gut recherchiert und bietet eine umfassende Analyse der aktuellen Lage der deutschen Automobilindustrie. Er beleuchtet sowohl die wirtschaftlichen als auch die geopolitischen Dimensionen der Krise und zeigt auf, wie tief die Probleme verwurzelt sind. Besonders hervorzuheben ist die klare und prägnante Darstellung der Herausforderungen, vor denen die deutschen Autobauer stehen, sowie der dringende Handlungsbedarf, den der Artikel betont. Insgesamt vermittelt der Artikel ein düsteres, aber realistisches Bild von der Zukunft der deutschen Autoindustrie und fordert zum Nachdenken über notwendige Veränderungen auf.


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Von Thomas Schulze

Mit den Beiträgen will ich helfen, anhand ausgewählter Beiträge besser zu verstehen, "was die Welt im Innersten zusammenhält"

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