Die bargeldlose Debitkarte als „Wohlfahrtskarte“ verkauft die australische Regierung ihren Bürgern. Doch wozu führt sie wirklich?
Wohlfahrtskarte oder Instrument zur Enteignung?
Angeblich um vor allem die ärmeren Bürger vor Suchtgefahren zu schützen, testet Australiens Regierung seit 2016 ein bargeldloses Zahlungsprogramm. In mehreren Landesteilen erhalten Arbeitslose 80 % ihrer Gelder auf eine Kreditkarte überwiesen. Mit dieser bargeldlosen Debitkarte können sie jedoch weder Alkohol kaufen noch das Geld für Glücksspiele ausgeben.
Eine Studie zeigt jedoch, dass trotzdem Empfänger weiter Alkohol und Glücksspiel konsumierten. Wäre es viellent besser, gleich das Bargeld ganz abzuschaffen?
In einem kritisch-parodistischen Werbevideo für bzw. gegen das Programm fragt die Moderatorin:
„Hat ihr Partner ihnen den Zugang zu ihrem Geld abgeschnitten? Hat er Ihnen gesagt, es ist nur zu ihrem Besten, und dass Sie das Ihrem eigenen Verhalten zuzuschreiben haben. Wenn ja, dann sind sie vielleicht in einem Missbrauchs-Verhältnis … Außer natürlich, wir sind es, die Ihnen das antun, dann sind Sie in der Bargeldlosen Wohlfahrtskarte.“
Im Video sieht das superlustig aus. Doch das Video ist auch aus einem anderen Grund zu empfehlen: Wer will, erkennt, was auch uns „Normalbürger“ in der bargeldlosen Gesellschaft droht.
Hier zunächst eine Übersetzung – dann das Video anschauen!
„Wir stellen vor: die Bargeldlose Wohlfahrtskarte (Cashless Welfare Card), oder wie wir sie gerne nennen: Die Klassenkampfkarte (Class Warfare Card). Die Klassenkampfkarte, die bald landesweit ausgegeben wird, nimmt ihr meistes Geld in Quarantäne, damit Sie es nicht für Drogen, Alkohol oder Spielen ausgeben können. Sie wollen Sozialhilfe in Anspruch nehmen, also wollen wir, dass Sie sich wie ein Stück Scheiße fühlen. Ist es praktisch? Kein bisschen! Bargeld am Automaten, 0 Dollar. Taschengeld für die Kinder? Fehlanzeige. Einkaufen auf dem Markt? Geht nicht. Gebrauchte Kleider und Güter kaufen, auch nicht. Ihre Würde und Autonomie zu verlieren ist unbezahlbar. Das meiste werden sie nicht mehr kaufen können – für alles andere nutzen sie: Die Klassenkampfkarte! Ist sie wirksam? Nicht unserer eigenen Evaluation zufolge, die wenig Anzeichen fand, dass es Drogenmissbrauch oder Arbeitslosigkeit vermindert. Bei einem Versuch verursachte es sogar einen Anstieg der Kriminalität. Werden wir es dennoch tun? Natürlich. Denn wenn es uns darum ginge, Menschen zu helfen, wieder auf die Füße zu kommen, dann würden wir auf den Rat von Experten hören. Diese sagen, dass die Antwort darin liegt, mehr in psychische Gesundheitsdienste und gute Unterkünfte sowie Rehabilitation zu investieren. Stattdessen folgen wir dem Rat dieses Mienen-Milliardärs (Andrew Forrest), dessen neoliberaler Gedankenfurz das Programm inspiriert hat. Und so bezahlen wir jede Menge von Ihrem Steuer-Geld an Indue, für jede Person, die auf die Karte gesetzt wird (im Bild: 12.000 Dollar pro Person). Indue, das Unternehmen, dessen früherer Direktor zufällig der Präsident von diesen Schwachköpfen ist (Im Bild: “The Nationals” = National Party of Australia), die auf die landesweite Einführung der Karte gedrängt haben, was Indue noch mehr Geld bringen würde. Es ist alles Teil unseres Plans, Ihre Soziale Sicherung zu privatisieren. Damit auch an den Tränen der Armen noch Geld verdient werden kann. Alles auf einer Karte: Klassenkampfkarte! Wir stellen Sozialhilfeempfänger als Drogenabhängige dar, damit Sie sie für ihre Arbeitslosigkeit verantwortlich machen können, anstatt eines Systems, das nicht genug Jobs produziert. Die Klassenkampfkarte! Autorisiert vom Ministerium für die graduelle Durchsetzung der bargeldlosen Gesellschaft.”
Die Videos stammen von „The Juice Media ( TJM )“. Das australische Film- und Medienunternehmen produziert seit dem Jahr 2008 zeitgenössische politische und soziale Satire. Im Internet veröffentlichen Sie Serien unter „Honest Government Ads“ und „Juice Rap News“. (Quelle: https://de.qaz.wiki/wiki/The_Juice_Media)