Finanzielle Freiheit - geschlossenDie größte Bedrohung

Coronakrise und Ukrainekrieg sind eher Nebenschauplätze einer gewaltigen globalen Umgestaltung, die auf nie gekannte Machtkonzentration abzielt.

von Rubikons Weltredaktion

Warum scheint alles schlimmer und schlimmer zu werden? Warum behelligt uns die politische Sphäre seit Jahren fast nur noch mit Themen, die Leid, Ängste und Unfreiheit mit sich bringen? Ist es Zufall, dass sich ausgerechnet mit der Abmilderung des Corona-Geschehens eine neue, dramatische Weltkrise zeigt und weitere den Horizont verdunkeln: Finanzcrash, Versorgungsengpässe und die mögliche Eskalation der Klimakrise? Es ist für kritische Beobachter des Zeitgeschehens ungemein wichtig, den Fokus zu behalten, wenn die Weltgemeinschaft von einer Krise in die nächste katapultiert wird. Es ist wichtig, sich nicht vom vordergründigen Geschehen so stark ablenken zu lassen, dass man die wahrscheinlichen Hintergründe des Ganzen aus den Augen verliert. Entwicklungen wie die Forderung nach einem digitalen Personalausweis und zentral verwalteten digitalen Währungen könnten für die Bürger ein nie gekanntes Ausmaß an Abhängigkeit, aus der Perspektive der Strippenzieher dagegen eine historisch einzigartige Machtkonzentration mit sich bringen.

von Piers Robinson

Als COVID-19 im März 2020 zum ersten Mal die Nachrichten beherrschte, schrieb ich einen Artikel für das unabhängige Medienunternehmen OffGuardian, in dem ich vor den großen Gefahren warnte, die uns drohen könnten. Ich bezog mich dabei nicht auf COVID-19 und die davon ausgehende Bedrohung, sondern auf die Möglichkeit, dass mächtige Akteure versuchen könnten, die Krise für ihre politischen und wirtschaftlichen Ziele auszunutzen.

In einem Vergleich mit dem 11. September 2001 habe ich festgestellt, dass Situationen, in denen die Öffentlichkeit Angst hatte, Bedingungen schufen, die für Manipulationen, insbesondere durch Propaganda, geeignet waren. Im Fall von 9/11 führte die Angst der Öffentlichkeit vor dem Terrorismus zu einem weltweiten „Krieg gegen den Terror“, während, wie wir jetzt aus Dokumenten wissen, US-Präsident George Bush und der britische Premierminister Tony Blair in den Wochen nach 9/11 über die Einleitung einer Reihe von „Regimewechselkriegen“ kommunizierten.

Blair schrieb an Bush: „Wenn der Sturz Saddams ein Hauptziel ist, ist es wesentlich sinnvoller, dies mit Syrien und dem Iran zu tun, anstatt alle drei auf einmal anzugreifen.“ Bei diesen Kriegen ging es weniger um die Bekämpfung des „islamisch-fundamentalistischen Terrorismus“ als vielmehr um die Verwirklichung geopolitischer „Regimewechsel“-Bestrebungen. Kurz gesagt: Der 11. September und die Angst vor dem Terrorismus wurden propagiert, um Unterstützung für umfassendere geopolitische Ziele zu mobilisieren. Über 20 Jahre später leben wir immer noch mit den Folgen dieser Regimewechsel-Kriege.

Zwei Jahre nach Beginn von COVID-19 ist vielen klar geworden, dass es sich um ein Ereignis mit einem hohen Maß an Propaganda handelte, wo unter seinem Deckmantel politische und wirtschaftliche Absichten verfolgt wurden.

So wissen wir jetzt, dass im Vereinigten Königreich Verhaltenswissenschaftler eingesetzt wurden, um Angst zu schüren und die Bevölkerung zur Einhaltung von Lockdowns und anderen Maßnahmen zu zwingen. Viele Menschen wurden unter Druck gesetzt, eine Reihe von Injektionen als Gegenleistung für illusorische Freiheiten zu akzeptieren. Wir wissen jetzt auch, dass zu den Propagandaaktivitäten Verleumdungskampagnen gegen regimekritische Wissenschaftler gehörten und zumindest in einem Fall von hochrangigen Beamten initiiert wurden: Im Herbst 2020 diskutierten Anthony Fauci, Chief Medical Officer des US-Präsidenten, und der Direktor des National Institute of Health, Francis Collins, über die Notwendigkeit der raschen Unterbindung der Great Barrington Declaration, deren Autoren für eine alternative COVID-19-Reaktion plädierten, die sich auf den Schutz von Hochrisikopersonen konzentrierte und damit destruktive Lockdown-Maßnahmen vermied. Collins schrieb in einer E-Mail, dass dieser „Vorschlag der drei Epidemiologen vom Rande der Gesellschaft (…) viel Aufmerksamkeit zu bekommen scheint (…). Es muss eine schnelle und vernichtende Zerschlagung seiner Prämissen veröffentlicht werden“.

Anstelle einer zivilisierten und soliden wissenschaftlichen Debatte folgte eine Hetzkampagne. Vielen wird nun auch klar, dass die Politik des Lockdowns und der Masseninjektionen, also genau die Maßnahmen, die aufgrund der weitverbreiteten Angst vor einem Virus gefördert werden, äußerst problematisch ist. Eine große Zahl von Wissenschaftlern und Medizinern warnt Regierungen und Bevölkerungen nun deutlich und wiederholt, dass Lockdowns schädlich und unwirksam sind, während Masseninjektionen der Bevölkerung möglicherweise mehr schaden als nutzen.

Im Hinblick auf die Umsetzung politischer und wirtschaftlicher Agenden argumentieren einige Analysten, dass wichtige wirtschaftliche und politische Ereignisse mit COVID-19 Hand in Hand gingen. Dazu gehören der Vorstoß in Richtung einer digitalen Zentralbankwährung (Central Bank Digital Currency, CBDC) vor dem Hintergrund einer großen drohenden Krise auf den Finanzmärkten, die sich im Herbst 2019 abzeichnete, sowie ein politisch-wirtschaftliches Projekt, das vom Weltwirtschaftsforum (WEF) und mehreren führenden Politikern im Hinblick auf den „Great Reset“ formuliert wurde.

In Bezug auf das politisch-ökonomische Projekt spielt das WEF eine Schlüsselrolle bei der Verbreitung bestimmter Ideen über die vierte industrielle Revolution (4IR) und die digitalisierte Gesellschaft, zum Beispiel Smart Cities. Das Buch COVID-19: The Great Reset wurde im Juli 2020 veröffentlicht, und der Autor Klaus Schwab erklärte:

„Die Pandemie stellt eine seltene, aber zeitlich begrenzte Möglichkeit dar, über unsere Welt nachzudenken, sie neu zu gestalten und neu auszurichten, um eine gesündere, gerechtere und blühendere Zukunft zu schaffen.“

Er glaubt auch, dass die vierte industrielle Revolution zu einer „Verschmelzung unserer physischen, unserer digitalen und unserer biologischen Identität“ führen wird. Es ist offensichtlich, dass das WEF als organisierende Kraft eine beträchtliche Reichweite hat.

Im Jahr 2017 prahlte Schwab*:

„Wenn ich unsere Namen nenne, wie Frau Merkel, sogar Wladimir Putin und so weiter, sie alle waren Young Global Leaders des Weltwirtschaftsforums. Aber worauf wir jetzt sehr stolz sind, ist die junge Generation wie Premierminister Trudeau, (der) Präsident von Argentinien und so weiter, dass wir in die Kabinette eindringen. So war ich gestern auf einem Empfang für Premierminister Trudeau und habe erfahren, dass die Hälfte seines Kabinetts oder sogar mehr als die Hälfte seines Kabinetts Young Global Leaders des Weltwirtschaftsforums sind. (…) Das ist in Argentinien so, und es ist jetzt auch in Frankreich so, wo der Präsident ein Young Global Leader ist.“

Was die wirtschaftlichen Ereignisse betrifft, so steht inzwischen fest, dass auf eine schwere Krise an den Repomärkten im Herbst 2019 eine umfassende Planung folgte, die darauf abzielte, eine drohende Finanzkrise zu bewältigen, die größere Ausmaße als die Bankenkrise von 2008 hatte. Eine Reaktion darauf scheint die Kontrolle der Währungen durch die Zentralbanken zu sein. So erklärte beispielsweise der Generaldirektor der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), Agustín Carstens, im Oktober 2020:

„Wir beabsichtigen, die Äquivalenz mit Bargeld herzustellen, und da gibt es einen großen Unterschied, zum Beispiel bei Bargeld wissen wir nicht, wer heute einen 100-Dollar-Schein benutzt (…), der Hauptunterschied mit der CBDC ist, dass die Zentralbank die absolute Kontrolle über die Regeln und Vorschriften haben wird, die die Verwendung dieses Mittels der Zentralbankverbindlichkeit bestimmen werden, und wir werden auch die Technologie haben, um das durchzusetzen.“

Ein aktuelles und bezeichnendes Beispiel für die Art von Macht, die Regierungen im Finanzbereich ausüben können, war der Versuch der kanadischen Regierung, die Proteste der Trucker gegen Mandate durch die Beschlagnahme von Bankkonten zu unterdrücken.

Diese politischen und wirtschaftlichen Bestrebungen haben erhebliche potenzielle Folgen für unsere Gesellschaften und führen fraglos zu einer tiefgreifenden und höchst problematischen Machtkonzentration und Beschneidung der Demokratie. Eine berechtigte Befürchtung ist, dass wir Zeugen eines Vorstoßes in Richtung eines Sozialkreditsystems nach chinesischem Vorbild werden, in dem die Integration von persönlichen Daten und Geld durch die digitale ID die Beschlagnahmung von Vermögenswerten durch die Behörden und im weiteren Sinne eine noch nie dagewesene Kontrolle über das Leben der Menschen ermöglicht.

Es ist zweifellos klar, dass liberale Demokratien schwerwiegende Einschränkungen der bürgerlichen Freiheiten und der freien Meinungsäußerung erleben — siehe die jüngsten Ereignisse in Kanada — sowie eine anhaltende wirtschaftliche und politische Krise.

Es ist klar und empirisch nachweisbar, dass die Bevölkerung zwanghaften und aggressiven Versuchen ausgesetzt ist, ihre Autonomie einzuschränken, einschließlich Einschränkungen der Bewegungsfreiheit, des Rechts auf Protest, der Freiheit zu arbeiten und der Freiheit, an der Gesellschaft teilzunehmen. Vor allem werden immer mehr Menschen gezwungen, sich in regelmäßigen Abständen einer Injektion zu unterziehen, damit sie am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Begleitet wurden diese Entwicklungen von oft unverhohlen aggressiven und diskriminierenden Äußerungen führender Politiker gegenüber Menschen, die sich den Injektionen widersetzen. Die Bedrohung der bürgerlichen Freiheiten und der „Demokratie wie gewohnt“ war wohl noch nie dagewesen.

Der Widerstand war jedoch erheblich. Bis letzte Woche erlebten wir, wie die Debatte über die Wirksamkeit von Lockdowns und die Sinnhaftigkeit der Injektionspflicht in die breite Öffentlichkeit getragen wurde. Der US-Podcast-Gigant Joe Rogan brachte erst vor zwei Wochen eine Diskussion über das WEF, während sich die führende Unterhaltungsshow Saturday Night Live (SNL) in einem Comedy-Sketch über die Besessenheit der Mittelschicht von Masken und Aufputschmitteln lustig machte. Ein weiterer beliebter YouTube-Gigant, Russell Brand, sendet immer wieder Beiträge, in denen er verschiedene Aspekte der COVID-19-Reaktion infrage stellt und auf die Täuschungen und Manipulationen hinweist, denen die Menschen in den letzten zwei Jahren ausgesetzt waren. Hinter dieser Art von Mainstreaming des Dissenses stehen anhaltende und weitverbreitete Proteste gegen die COVID-19-Beschränkungen und eine Vielzahl von gut organisierten Gruppen und Bewegungen, die sich gegen verschiedene COVID-19-bezogene Maßnahmen zur Wehr setzen.

Der Krieg in der Ukraine hat jedoch den Fokus des politischen und medialen Mainstreams dramatisch und tiefgreifend verschoben.

In der wissenschaftlichen Literatur ist allgemein bekannt, dass Kriegssituationen mit einem massiven Ausmaß an Propaganda und Zensur, erhöhten Emotionen und einer relativen Leichtigkeit einhergehen, mit der die Behörden die Gestaltung der öffentlichen und politischen Debatte diktieren können.

Dies scheint in Bezug auf die russische Invasion in der Ukraine sicherlich der Fall zu sein. Unabhängig vom Recht und Unrecht dieses speziellen Konflikts besteht jedoch die reale Gefahr, dass er von den Behörden instrumentalisiert wird, um die Aufmerksamkeit von den zahlreichen Problemen abzulenken, die im Zusammenhang mit COVID-19 aufgetaucht sind. Dies ist äußerst besorgniserregend für jeden, der die Handlungen der Behörden während des COVID-19-Ereignisses, die Korruption und die Gefahren im Zusammenhang mit der mRNA-Injektion verstehen und sie zur Rechenschaft ziehen will.

Aber, was vielleicht noch wichtiger ist, das Kriegsfieber könnte auch als neue Ablenkung von den zugrundeliegenden politischen und wirtschaftlichen Plänen dienen, vor denen uns einige Analysten gewarnt haben. Der Krieg in der Ukraine hat in der Tat das Potenzial, als neuer Anlass zu dienen, der die Einschränkung von Freiheiten und die Umsetzung von Plänen erleichtert, von denen zum Beispiel das WEF seit zwei Jahren schwadroniert. Eine abgelenkte und vom Krieg verängstigte Öffentlichkeit wird leicht zu manipulieren sein, während Maßnahmen wie digitale ID, Pflichtinjektionen und digitale Zentralbankwährungen eingeführt werden.

Das aktuelle Bestreben, die Befugnisse der Weltgesundheitsorganisation(WHO) zu erweitern, ist ein klares Beispiel für die Gefahren einer weiteren Zentralisierung der Macht: Unter dem Deckmantel der Pandemievorsorge soll es der WHO ermöglicht werden, Staaten zu zwingen, die Art von restriktiven Maßnahmen umzusetzen, die wir in den letzten zwei Jahren erlebt haben. Der Rat der Europäischen Union kündigte am 3. März 2022 an, dass Verhandlungen über diese neue Gesetzgebung aufgenommen werden sollen. Die Möglichkeit eines globalen Biosicherheitsregimes, das die Autonomie der lokalen und kommunalen Ebene radikal entmachtet, sollte uns alle ernsthaft beunruhigen.

Wir können es uns einfach nicht leisten, weiterhin von einer stark propagierten Krise in die nächste zu taumeln und zuzulassen, dass unsere Emotionen von denen, die politische und wirtschaftliche Macht ausüben, gesteuert werden.

Viele Menschen haben in den letzten zwei Jahren viel über Themen wie Propaganda, die Voreingenommenheit der Mainstream-Medien sowie das Ausmaß an Korruption oder Interessenkonflikten gelernt, die sowohl in nationalen als auch in globalen Institutionen bestehen. Es ist wichtig, dass diese Lektionen im Auge behalten und nicht durch die Ereignisse in der Ukraine getrübt werden. Jetzt ist es an der Zeit für eine ruhige und rationale Bewertung der von uns erlebten Ereignisse und — mehr denn je — für ein entschlossenes Engagement, um das Verständnis der Öffentlichkeit für die Absichten zu vertiefen, von denen viele jetzt glauben, dass sie den Hintergrund für COVID-19 darstellen.

Dazu gehört auch die Notwendigkeit, die Propaganda und Manipulation, der die Bevölkerung in den letzten zwei Jahren ausgesetzt war, und die zunehmend diskreditierten politischen Reaktionen, wie Lockdowns und Masseninjektionen, zu hinterfragen. Noch wichtiger ist es, die Machtkonzentration und den Demokratieverlust, die mit Entwicklungen wie dem digitalen Personalausweis und den digitalen Währungen der CBDC einhergehen, kritisch zu hinterfragen und sich ihrer Zusammenhänge mit den politischen Visionen zu 4IR und der digitalisierten Gesellschaft bewusst zu werden. Es sind diese Prozesse, die die ernsthafteste und substanziellste Bedrohung für die Menschen darstellen und möglicherweise eine Ära dessen einläuten, was manche als globalen Totalitarismus bezeichnen. Schließlich muss beobachtet werden, wie die Krise in der Ukraine die politischen und wirtschaftlichen Prozesse, die während COVID-19 bereits vorangetrieben wurden, verstärken und ermöglichen könnte.

Mehr als je zuvor müssen wir das Selbstvertrauen haben, diejenigen herauszufordern, die die politische und wirtschaftliche Macht innehaben. Wir befinden uns zweifelsohne an einem entscheidenden Punkt in unserer Geschichte. Die Menschen müssen den Blick für das große Ganze bewahren.

*vgl. hier und hier – T.S..


Redaktionelle Anmerkung: Dieser Beitrag erschien zuerst unter dem Titel „COVID-19 to Ukraine: Bouncing from one crisis to the next“ im off-Guardian. Er wurde vom ehrenamtlichen Rubikon-Übersetzungsteam übersetzt und vom ehrenamtlichen Rubikon-Korrektoratsteam lektoriert. Er ist auf Rubikon am 30.03.2022 unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen dürfen Sie es verbreiten und vervielfältigen.

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Von Thomas Schulze

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