Am Finanzmarkt steigen die Kurse, obwohl „Corona-Lockdowns“ weltweit vielfach die Wertschöpfung stocken ließen. Wie geht das?
Finanzmarkt mit Geld geflutet
Gabor Steingart stellte in seinem Morning Briefing vom 11.10.2021 fest:
„die Inflation steigt und die Notenbanken wissen mittlerweile auch, dass die Geldentwertung nicht nur temporär sein wird.“
Früher versuchten die Staaten der Inflation mit einer Geldmengenbegrenzung und Zinserhöhung entgegenzuwirken. Und heute?
„Die USA pumpen ungerührt weiter 120 Milliarden US-Dollar und die EZB 60 bis 70 Milliarden Euro neue Liquidität pro Monat in die Märkte. Die Ankündigungen der Amerikaner, ihre Aufkaufprogramme zu reduzieren, sind bisher vage. Die EZB kündigt vorsichtshalber gar nichts an. Und an eine Zinserhöhung, die mehr als Symbolik bietet, ist bei Fed und EZB derzeit nicht zu denken.
Die Notenbanken sind die Gefangenen ihrer eigenen Geldflutungspolitik. Wie ein Drogenkartell haben sie die Welt abhängig gemacht vom billigen Geld und wissen nun nicht, wie man den Entzug organisiert. Also wird weiter nachgespritzt.“
Deshalb verschärften sich zumindest drei große Risiken, die zur Eskalation auf den globalen Finanzmärkten führen können:
1. Weltweit ist die Verschuldung seit 2020 um etwa 40 Billionen US-Dollar auf etwa 300 Billionen US-Dollar gestiegen. Die Schuldenquoten sind so hoch wie zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges.
Was passiert, wenn den Gläubigern bewusst wird, dass ihre Forderungen wertlos sind?
2. Die Geldflutung hat die Spekulanten auf den Plan gerufen. In den USA stieg der Umsatz mit riskanten Optionen erstmals über den Umsatz mit normalen Aktien. Der Vermögensverwalter Dr. Jens Ehrhardt sieht darin eine künstliche Nachfrage, die nichts mit den fundamentalen Daten zu tun hat.
Platzt die Blase am Aktienmarkt, wenn kein „billiges Geld“ mehr verfügbar ist?
3. Dank der Nullzinspolitik konnten Finanzmarkt- und Tech-Giganten vor allem der USA durchstarten. Apple-Kurse stiegen in den vergangenen fünf Jahren um 373,1 Prozent, Tesla-Kurse seit Oktober 2019 mehr als 1600 Prozent, Alphabet kommt seit 2016 auf 230 Prozent.
„Fazit: Die Regierungen haben die Weltenrettung großzügig bei den Notenbanken bestellt: Whatever it takes. Aber nur, um die Rechnung von dort zügig an die Sparer weiterzureichen: For your account and risk. So funktioniert nun mal die Arbeitsteilung der Modern Monetary Theory: Die Notenbanker tragen die Verantwortung – und die Sparer das Risiko.“