US-Waffenlieferer sind im „Goldrausch“ – unter diesem Titel berichteten William D. Hartung und Julia Gledhill am 19.04.2022 über die Höhenflüge in der US-Rüstungsindustrie.
„Goldrausch in der Ukraine“
William D. Hartung und Julia Gledhill berichteten auf consortuimnews.com am 19.04.2022 darüber, wie noch vor dem 24.02.2022 (Beginn der Militäroperation Russlands und der Streitkräfte der Donbass-Republiken in der Ukraine) die CEOs großer US-Waffenfirmen darüber sprachen, wie Spannungen in Europa ihre Gewinne aufbessern könnten.
So prahlte im Januar 2022 Greg Hayes, CEO von Raytheon Technologies, dass die Aussicht auf Konflikte in Osteuropa und anderen globalen Brennpunkten gut für das Geschäft sei.
„Wir sehen, würde ich sagen, Möglichkeiten für internationale Verkäufe … [D] Die Spannungen in Osteuropa, die Spannungen im Südchinesischen Meer, all diese Dinge üben Druck auf einige der Verteidigungsausgaben dort drüben aus. Ich gehe also davon aus, dass wir davon profitieren werden.“
Derselbe erklärte in einem Interview mit der Harvard Business Review Ende März:
„Alles, was heute in die Ukraine verschifft wird, kommt natürlich aus Lagerbeständen, entweder beim DoD [dem Verteidigungsministerium] oder von unseren NATO-Verbündeten, und das sind alles großartige Neuigkeiten. Irgendwann müssen wir es wieder auffüllen und wir werden in den nächsten Jahren einen Nutzen für das Geschäft sehen.“
Die größten Gewinner im MIK
Die größten Gewinner im Militärisch-Industriellen Komplex (MIK) der USA gehen davon aus, dass die garantierten Erhöhungen der Ausgaben für das Militär nach dem Konflikt in den USA und in Europa noch mehr Gewinn abwerfen wird, als die direkten Lieferungen in die Ukraine.
Seit dem Beitritt der Krim zu Russland im Jahr 2014 hätten die USA rund 5 Milliarden US-Dollar an Militärhilfe für die Ukraine bereitgestellt. Die Militärhilfe sei nach dem Beginn der Militätoperation nochmals drastisch erhöht worden:
„Seitdem haben sich die USA Berichten des Pentagon zufolge verpflichtet, diesem Land Militärhilfe in Höhe von rund 2,6 Milliarden US-Dollar zu leisten,..„
Der militärisch-industrielle Komplex der USA bemühe sich jetzt um Verträge mit dem Pentagon, um zusätzliche Waffen zu liefern. Gleichzeitig bereite er sich darauf vor, die bereits an die Ukrainer gelieferten Bestände des Pentagons aufzufüllen.
An dieser Front können sich militärische Auftragnehmer in der Tat auf vieles freuen. Mehr als die Hälfte des 6,5-Milliarden-Dollar-Anteils des Pentagon an dem Notfallausgabenpaket für die Ukraine ist lediglich dazu bestimmt, die Bestände des Verteidigungsministeriums aufzufüllen. Insgesamt stellte der Gesetzgeber 3,5 Milliarden US-Dollar für diese Bemühungen bereit, 1,75 Milliarden US-Dollar mehr, als der Präsident überhaupt beantragt hatte.
Und weiter heißt es:
„Für US-Waffenhersteller … werden die größten Vorteile des Krieges in der Ukraine … die sich ändernde Natur der laufenden Debatte über die Ausgaben des Pentagon selbst sein.“
Der Budgetantrag für das Geschäftsjahr 2023 ist höher als die Ausgaben auf dem Höhepunkt der Konflikte in Korea und Vietnam. Er übersteigt um über 100 Milliarden Dollar die jährlichen Pentagon-Ausgaben auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges.
Hauptprofiteure sind die fünf wichtigsten Waffenhersteller: Lockheed Martin, Boeing, Raytheon, General Dynamics und Northrop Grumman.
Nach Ansicht der beiden Autoren wäre eine „vernünftige, realistische und erschwingliche Verteidigungspolitik“ diesem Rüstungswahnsinn gegenüber eine große Herausforderung.
„Angesichts der Tatsache, wohin unsere Steuerzahlergelder fließen, bleibt es jedoch allzu lohnenswert. Ein solcher neuer Ansatz sollte Dinge beinhalten wie die Reduzierung der Zahl der privaten Auftragnehmer des Pentagon, Hunderttausende von Menschen, von denen viele mit völlig überflüssigen Jobs beschäftigt sind, die von zivilen Regierungsangestellten billiger erledigt oder einfach eliminiert werden könnten. Es wird geschätzt, dass eine Kürzung der Ausgaben für Auftragnehmer um 15 Prozent über 10 Jahre rund 262 Milliarden US-Dollar einsparen würde.“
William D. Hartung ist Senior Research Fellow am Quincy Institute for Responsible Statecraft und Autor von „Prophets of War: Lockheed Martin and the Making of the Military Industrial Complex“.
Julia Gledhill ist Analystin am Center for Defense Information beim Project On Government Oversight.
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