Die Entwicklung des Boeing Konzerns zeigt einen Balanceakt zwischen Gewinnmaximierung und Arbeitskultur – ein Spiegelbild der USA-Entwicklung
Boeing – vom Himmel hoch zum Sturzflug
Von Henry Johnston, der ein Jahrzehnt lang im Finanzwesen tätig war, erschien am 04. 02. 2024 ein Kommentar zu „Boeings Sturzflug: Wie Gier ein großes US-Unternehmen ruinierte„.
Darin beschreibt er die Geschichte des Boeing Konzerns als eine faszinierende Reise durch die Lüfte. Sie habe jedoch in den letzten Jahren einen bedenklichen Wandel erlebt. Von einem weltweit führenden Flugzeugbauer, der den Himmel eroberte, zu einem Unternehmen, das mit Problemen kämpft. Das gelte insbesondere im Hinblick auf den Widerspruch zwischen dem Streben nach Gewinnmaximierung für Aktionäre und der Veränderung der Arbeitskultur für Führungskräfte.
Der Aufstieg von Boeing
Boeing hat einen beeindruckenden Aufstieg hinter sich. Seit den Pioniertagen der Luftfahrt hat das Unternehmen einige der beeindruckendsten Flugzeuge der Geschichte produziert und sich als Synonym für Innovation und Qualität etabliert. Von der Boeing 707 bis zum revolutionären Dreamliner schien der Himmel die einzige Grenze zu sein.
Gewinnmaximierung als Hauptantrieb
In den letzten Jahrzehnten hat sich jedoch ein starker Fokus auf die Gewinnmaximierung für Aktionäre herauskristallisiert. Das Streben nach finanziellen Erfolgen führte zu strategischen Entscheidungen, die oft auf kurzfristigen Gewinnen basierten. Dieser Fokus hatte Auswirkungen auf verschiedene Aspekte des Unternehmens, einschließlich der Sicherheitsstandards und der Arbeitskultur.
Diese Fokussierung auf Gewinnmaximierung auf Kosten der Sicherheit, ist zunächst vor allem ein Problem für die Kunden.
Sicherheitsbedenken und ethische Dilemmata
Doch auch für die Beschäftigten ist die Entwicklung nicht folgenlos. Besonders Fach- und Führungskräfte, die noch eine Arbeitskultur haben, wie sie in früheren erfolgreichen Jahren des Konzerns gelebt wurde, fühlen sich zunehmend am falschen Platz.
Boeings Ruf erlitt schwerwiegende Schäden aufgrund mehrerer Zwischenfälle, insbesondere im Zusammenhang mit dem 737 MAX. Die katastrophalen Abstürze und die damit verbundenen Sicherheitsmängel haben nicht nur Menschenleben gefordert, sondern auch das Vertrauen in die Integrität des Unternehmens erschüttert. Die Frage, ob Gewinnstreben über Sicherheit gestellt wurde, steht im Raum und wirft ein Licht auf die ethischen Dilemmata, denen Boeing gegenüberstand.
Ihr Vertrauen in den Konzern und dessen Produkte sinkt deutlich.
„Ed Pierson und Joe Jacobsen, zwei ehemalige Boeing-Mitarbeiter … Sie würden auf keinen Fall mit einem Max-Flugzeug fliegen, sagten die beiden gegenüber der Los Angeles Times. Und das nicht, weil sie das Flugzeug nicht mögen, sondern aus Sicherheitsgründen.“
Veränderung der Arbeitskultur für Führungskräfte
Um die Probleme anzugehen und das Vertrauen wiederherzustellen, hat Boeing eine drastische Veränderung in der Arbeitskultur für Führungskräfte eingeleitet. Traditionell auf Hierarchie und Effizienz ausgerichtet, versucht das Unternehmen nun, eine Kultur der Offenheit, Transparenz und Sicherheit zu fördern. Dieser Übergang stellt eine Herausforderung dar, da alte Gewohnheiten schwer zu durchbrechen sind.
Die Gratwanderung zwischen Profit und Verantwortung
Boeings Entwicklung zeigt einen klaren Widerspruch zwischen dem Drang nach Gewinnmaximierung und der Notwendigkeit, eine sichere und ethisch verantwortungsbewusste Organisation zu sein. Der Balanceakt zwischen den Interessen der Aktionäre und der Verantwortung gegenüber der Gesellschaft erfordert einen umfassenden Wandel in der Unternehmenskultur.
Fazit
Boeings Reise von einem Pionier der Luftfahrt zu einem Unternehmen in der Krise verdeutlicht, wie wichtig es ist, einen ausgewogenen Ansatz zwischen Gewinnmaximierung und ethischer Verantwortung zu finden. Die Veränderung der Arbeitskultur für Führungskräfte ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber nur die Zeit wird zeigen, ob Boeing in der Lage ist, wieder in die Lüfte aufzusteigen und sein einstiges Ansehen wiederherzustellen.