USA - Krise oder Absturz des Imperiums

Krise oder endgültiger Niedergang? Dieser Frage geht ein pensionierter Oberstleutnant (USAF) und Geschichtsprofessor nach.

Krise oder Absturz des Imperiums

Was passiert derzeit mit den USA, der amerikanischen Gesellschaft? Rutschen sie nur in eine Krise oder erleben sie einen Absturz ihres Imperiums?

William J. Astore diente 20 Jahre in der US Air Force. Jetzt ist er Professor für Geschichte und Senior Fellow am Eisenhower Media Network (EMN). Im EMN haben sich West-Point-Absolventen, die Truppen im Kampf im Irak und in Afghanistan geführt haben, Geheimdienstexperten, FBI-Spezialagenten und weitere Experten zusammengetan, die Wert darauf legen, kein Teil des militärisch-industriellen Kongresskomplexes zu sein.

In seinem jüngsten Beitrag gesteht William Astore am 06.06.2023 auf TomDispatch:

„Überall um uns herum brechen die Dinge auseinander. Die Amerikaner erleben kollektiv den nationalen und imperialen Niedergang. Kann Amerika sich selbst retten? Ist dieses Land in seiner jetzigen Verfassung überhaupt rettungswürdig?

 

Für mich ist diese letzte Frage in der Tat radikal. Seit meinen frühen Jahren habe ich fest an die Idee Amerikas geglaubt. Ich wusste natürlich, dass dieses Land nicht perfekt ist, nicht einmal annähernd…

 

Nichtsdestotrotz versprach Amerika immer noch viel, zumindest glaubte ich das in den 1970er und 1980er Jahren. Das Leben hier war einfach besser als in Ländern wie der Sowjetunion und Mao Zedongs China, und zwar ohne Zweifel. Deshalb mussten wir den Kommunismus ‚eindämmen‘, damit er nicht in unser Land eindringen und die Lampe der Freiheit auslöschen konnte. Und deshalb habe ich mich dem amerikanischen Militär im Kalten Krieg angeschlossen und von der Präsidentschaft Ronald Reagans bis zu der von George W. Bush und Dick Cheney in der Luftwaffe gedient…

 

Nach 20 Jahren in der Luftwaffe wandte ich mich schließlich von Imperium, Militarismus und Nationalismus ab. Stattdessen suchte ich nach einem Gegenmittel gegen den von den Mainstream-Medien zelebrierten amerikanischen Exzeptionalismus und die damit einhergehende übertriebene Siegeskultur (lange nachdem der Sieg selbst zur Neige gegangen war). Ich begann, gegen das Imperium und seine katastrophalen Kriege zu schreiben, und fand Gleichgesinnte bei TomDispatch – ehemalige imperiale Agenten, die zu scharfen Kritikern wie Chalmers Johnson und Andrew Bacevich geworden sind, zusammen mit dem scharfsichtigen Journalisten Nick Turse und natürlich dem unersetzlichen Tom Engelhardt, dem Begründer der „Tomgrams“, die Amerika und die Welt vor der gefährlichen Torheit wiederholter globaler US-Militärinterventionen warnen sollen.“

Aus dieser Perspektive und als Historiker stellt er unter anderem als „grundlegende Lektion“ der Geschichte fest, wie die Kosten des Ersten Weltkrieges zum Zusammenbruch von vier Reichen beigetragen haben: dem zaristischen Russland, dem Deutschen Zweiten Kaiserreich, dem osmanischen Reich und dem österreichisch-ungarischen Reich der Habsburger. Doch selbst die französischen und britischen „Sieger“-Imperien „wurden durch die Ungeheuerlichkeit eines vor allem europäischen Bürgerkrieges“ geschwächt.

Und wie war das mit der anschließenden Korrektur der Ergebnisse des Ersten Weltkriegs?

Unkontrollierter Militarismus und Krieg führten nicht nur zu 75 Millionen Toten, sondern zerschmetterten auch weitere Imperien, darunter Mussolinis „Neues Rom“, ein „tausendjähriges“ Deutsches Reich, das kaum 12 Jahre bis zur völligen Zerstörung erlebte, ein ausgehungertes und ausgebranntes kaiserliches Japan, das am Ende mit zwei Atombomben „sanktioniert“ wurde, sowie ein verwüstetes China.

Lediglich die USA kamen weltweit praktisch unangefochten als Supermacht davon. Und was haben sie mit diesem einzigartigen Vorteil gemacht?

„Die Lektion der Geschichte für Amerikas Führer hätte nur allzu deutlich sein sollen: Wenn man einen Krieg lange führt, vor allem, wenn man einen erheblichen Teil seiner Ressourcen – finanziell, materiell und vor allem persönlich – dafür einsetzt, führt man ihn falsch. Nicht umsonst wird der Krieg in der Bibel als einer der vier Reiter der Apokalypse dargestellt. Frankreich hatte sein Imperium im Zweiten Weltkrieg verloren; es bedurfte nur späterer militärischer Katastrophen in Algerien und Indochina, um dies deutlich zu machen. Das galt auch für die Demütigungen Großbritanniens in Indien, Ägypten und anderswo, während die Sowjetunion, die in jenem Krieg einen Großteil ihrer imperialen Kraft verloren hatte, erst nach Jahrzehnten der langsamen Fäulnis und Überdehnung in Ländern wie Afghanistan implodierte.“

Heute klammern sich die USA immer erbitterter an Waffen und die Religion des ameriaknischen Exzeptionalismus. Von 2018 bis 2022 exportierten die USA 40 % der weltweit gehandelten Waffen. Mit der „Militärhilfe“ für die Ukraine sei der Anteil noch gestiegen. Das militante Christentum profitiert und leugnet des Geist Christi und seine Lehren.

Seine schlussendliche Erkenntnis aus der Geschichte:

„Die Lektionen der Geschichte können brutal sein. Imperien sterben selten gut. Nachdem es zu einem Imperium geworden war, kehrte Rom nie wieder zu einer Republik zurück und wurde schließlich von barbarischen Invasionen heimgesucht. Der Zusammenbruch des Zweiten Deutschen Reiches brachte ein drittes Reich hervor, das noch bösartiger war, wenn auch von kürzerer Dauer. Erst die völlige Niederlage 1945 hat die Deutschen endgültig davon überzeugt, dass Gott nicht mit ihren Soldaten in die Schlacht zieht.

 

Was wird nötig sein, um die Amerikaner zu überzeugen, dem Imperium und dem Krieg den Rücken zu kehren, bevor es zu spät ist? Wann werden wir zu dem Schluss kommen, dass Christus keinen Scherz gemacht hat, als er die Friedensstifter segnete und nicht die Kriegstreiber?“


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Von Thomas Schulze

Mit den Beiträgen will ich helfen, anhand ausgewählter Beiträge besser zu verstehen, "was die Welt im Innersten zusammenhält"

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