Wirtschaftspolitik und Deindustrialisierung

Die „Energiewende“ wird immer kritischer gesehen und führt in den Unternehmen zu Pessimismus und Standortverlagerungen ins Ausland.

DIHK- Umfrage zur „Energiewende“ 2024

Das IHK-Energiewende-Barometer 2024 zeigt erneut ein düsteres Bild der aktuellen deutschen Energiepolitik und ihrer Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft. Trotz eines Rückgangs der Beschaffungskosten für Strom und Gas bleiben die Energiepreise in Deutschland auf einem hohen Niveau. Dies führt dazu, dass 52 Prozent der Unternehmen auch im letzten Jahr einen Anstieg der Strompreise verzeichneten.

Ein zentrales Problem ist die langfristige Sicherung der Stromversorgung nach dem Ausstieg aus der Kern- und Kohleenergie. Der Ausbau erneuerbarer Energien und Wasserstoff nimmt zwar Fahrt auf, bleibt aber unzuverlässig. Politische Unsicherheiten und steigende Energiepreisbestandteile wie Stromsteuer und CO2-Preis belasten die Unternehmen zusätzlich. Trotz der von der Bundesregierung beschlossenen „Wachstumsinitiative“ bleibt die Frage offen, ob diese Maßnahmen ausreichen, um die Standortbedingungen in Deutschland nachhaltig zu verbessern.

Die zentrale Frage des Barometers, wie Unternehmen die Auswirkungen der „Energiewende“ auf ihre Wettbewerbsfähigkeit einschätzen, zeigt eine anhaltend negative Stimmung. Der Barometerwert liegt bei minus 19,8 – was auf eine sehr negative Einschätzung hinweist. Diese negative Bewertung zieht sich durch alle Branchen, Betriebsgrößen und Regionen.

Große Industriebetriebe planen auszuwandern

Ein weiteres zentrales Thema ist die Abwanderung von Unternehmen ins Ausland. Besonders große Industrieunternehmen planen Produktionseinschränkungen oder Verlagerungen aufgrund der hohen Energiepreise. Dies verstärkt den Trend der Deindustrialisierung in Deutschland. In Industrieunternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten rechneten 2022 noch 37 Prozent mit Produktionseinschränkungen und Abwanderungen. In diesem Jahr sind es 51 Prozent. Positive Reaktionen auf die Energiepolitik, wie Investitionen in den Klimaschutz, können diesen Trend nicht aufhalten.

Die hohen Energiekosten bremsen insbesondere die Investitionen in der Industrie. Investitionen in Klimaschutz, Forschung und betriebliche Kernprozesse werden zurückgefahren, was langfristig die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zusätzlich gefährdet. Von den großen Industriebetrieben rechnen fast 60 Prozent mit einem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland.  Besonders problematisch sind ausbleibende Investitionen in zentrale Ersatz- oder Erweiterungsinvestitionen, die zu einem Rückgang der Produktion oder zu Auslandsinvestitionen führen.

Ein großes Hemmnis für die Transformation ist die zunehmende Bürokratie. Unternehmen klagen über eine Flut von Regulierungsnormen und langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren. Die fehlende Planbarkeit und langsame Infrastrukturprojekte behindern die Energiewende zusätzlich.

Die Erwartungen der Wirtschaft an die Politik sind klar: mehr Perspektive, mehr Verlässlichkeit und weniger Bürokratie. Unternehmen fordern eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für Eigenversorgung und Direktlieferverträge, um klimaneutral und unabhängig von schwankenden Marktpreisen zu werden. Zudem plädieren sie für eine Senkung der Steuern und Abgaben auf den Strompreis sowie für eine stabile Energieversorgung.

Deutschland begeht Selbstmord

Klaus Huhn: Exkursion durch volkseigene RuinenZusammenfassend verdeutlicht das IHK-Energiewende-Barometer 2024, dass ein Umdenken in der Energiepolitik dringend erforderlich ist. Die derzeitigen Rahmenbedingungen sind ein klarer Wettbewerbsnachteil für die deutsche Wirtschaft, insbesondere für die energieintensive Industrie. Ohne gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der Standortbedingungen und zur Reduzierung der Energiekosten droht eine weitere Abwanderung von Unternehmen ins Ausland und eine Verschärfung der wirtschaftlichen Probleme in Deutschland. Wenn sich diese Entwicklung, insbesondere die Abwanderung von Unternehmen in steigender Arbeitslosigkeit umsetzt, wird Deutschland deutlich verarmen.

Leider ist diese Entwicklung nicht neu.

Siehe auch: ifo Jahresbericht 2023 – Deindustrialisierung: Gefahr, Chance oder Phantomdebatte?


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Von Thomas Schulze

Mit den Beiträgen will ich helfen, anhand ausgewählter Beiträge besser zu verstehen, "was die Welt im Innersten zusammenhält"

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