KapitalismusEin letztes Zucken

Die kapitalismuskritische Analyse des Politologen Elmar Altvater legt nahe, dass ein Wendepunkt in der Corona-Krise womöglich in greifbare Nähe rückt.

von Viktoria Waltz

Kapitalismus braucht unbegrenztes Wachstum in einer Welt begrenzter Ressourcen und begrenzter Möglichkeiten. Bodenschätze, Pflanzen und Tiere, Kultur und menschliche Arbeitskraft — all das ist ab einem gewissen Punkt ausgeschöpft. Es lassen sich keine zusätzlichen Profite mehr daraus generieren. Daher bleibt als letzte „Ressource“ der Mensch selbst, also nicht das, was er tut, sondern was er ist: sein Körper und seine Seele. Mit Corona hat sich das Kapital jetzt den Zugriff auf Millionen gesunde Menschen gesichert. Damit ist buchstäblich alles auf dieser Erde zur Ware geworden. So schlimm das ist — die gute Nachricht ist: Damit ist die Strategie der „Inwertsetzung“ an eine äußerste Grenze gestoßen. Eine weitere Eskalation ist schwer vorstellbar. Das Ende des Prinzips Kapitalismus ist nahe. Die Autorin beruft sich bei ihrer Analyse auf Elmar Altvaters Klassiker über das „Ende des Kapitalismus“. Es bewahrt uns auch vor falschen Schlussfolgerungen bei der Interpretation des aktuellen Corona-Geschehens.

In allen mir bekannten Chats vor allem der jungen Opposition zu den C-Maßnahmen und dem kommenden Impfzwang wird unbekümmert und ohne tiefere Analyse nach einer Erklärung für den Wahnsinn gesucht: Handeln abgrundtief böse Personen? Stehen religiöse Sekten dahinter? Oder geht es einfach nur um Macht und Geld?

Zwar kommt Letzteres sicher dem Ursprung dieser Attacke auf die Weltgesellschaft am nächsten, ist es nicht ausreichend. Ich vermutete von Beginn an, dass es sich um einen anderen Krieg zur Bewältigung der Kapitalismuskrise handeln könnte, um Werte und Menschen zu vernichten. Um Gesundheit auf Weltniveau? Das konnte es nicht sein. Wir müssen also tiefer auf die Suche gehen.

Wer sich als links begreift und den „tendenziellen Fall der Profitrate“ schon seit 1968 kennt, für den ist es Zeit, noch einmal alles hervorzuholen, was er oder sie seit Langem über den Kapitalismus wusste. Ich habe meinem alten Wissen über den tendenziellen Fall der Profitrate vertraut, dem der Zwang zur Kapitalvernichtung innewohnt. Aber die Gefährdung und Vernichtung des Menschen als Programm, weltweit? Der Sinn dahinter wäre doch zu ergründen und nach einer Erklärung aus Theorie und Analyse der Kapitalismusentwicklung selbst zu suchen.

Unwort „Kapitalismus“

Leider ist der Begriff des „Kapitalismus“ heute zum Unwort geworden und gilt — in Verbindung mit Karl Marx‘ Theorien — als veraltet und überholt. Der unrühmliche Untergang des Sozialismus als denkbares Gegenmodell habe es bewiesen: „Unsere heutige Welt ist die beste“, „Es gibt keine Alternativen“, „Wachstum und Sicherheit ist das Credo'“, so die vertrauten Stimmen. Die Fehler? Ungleichheit und Armut, Bedrohung von Natur und Umwelt? „Das lässt sich doch alles mit der heutigen Technik und Wissenschaft meistern.“

Zufällig fiel mir Elmar Altvaters Buch über das „Ende des Kapitalismus“ wieder in die Hände, „eine radikale Kapitalismuskritik“, heißt es im Untertitel (1). Altvater widerspricht vehement und mit vielem belegt dieser oben genannten Auffassung der heutigen Welt als der einzigen und besten und hebt vor allem die Endlichkeit der fossilen Brennstoffe, Antrieb der industriellen Entwicklung bis heute, als Ursache eines wie weit auch immer herausschiebbaren Endes des kapitalistischen Gesellschaftsmodells hervor. Schließlich geht es ihm um die Entwicklung von Gegenmodellen, die bereits heute sichtbar seien: solidarisches Wirtschaften und ein solidarischer Umgang mit Mensch, Natur und Raum weltweit. Also eine hochaktuelle Schrift, denn er hält die Entwicklung zu Neuem für unabdingbar und den Umbruch und das Entstehen einer neuen gesellschaftlichen Ordnung jenseits des Kapitalismus für möglich.

An zwei Stellen seiner Darlegung habe ich gestutzt. Er erklärt im dritten Kapitel die verschiedenen Formen der privaten Aneignung — also Enteignung von Gesellschaftlichem — von Territorium, Natur und menschlicher Arbeitskraft unter dem profitorientierten Produktionsprozess kapitalistischen Wirtschaftens bis zu dem heute global funktionierenden Markt-Regime. In diesem werden weder nationale Gebundenheit noch soziale Notwendigkeit der realen Wirtschaft berücksichtigt, sondern dieses Regime ist geprägt durch die reine Spekulation auf den Maximalprofit auf zentralisierten Finanzmärkten der globalen Welt.

Zur Inwertsetzung jeglicher Ressourcen der Welt wird die Welt selbst privatisiert, von wenigen angeeignet und zur ausbeutbaren Ware. Warum also nicht auch der lebende Mensch?

Auf Seite 52, in der es um die Aneignung des Territoriums als einem Ziel des Kapitals geht, lese ich:

“ (…) doch die Expansion in den Raum ist nicht beendet (…) Die Meeresböden, die Arktis und Antarktis, die Gletscherwelt der Hochgebirge, die tropischen Regenwälder, das erdnahe Weltall, die molekularen Nanoräume der Gene werden erschlossen, in Wert gesetzt und in Handelsware und Geld verwandelt“. Und im Weiteren heißt es: „Die Grenzen des Lebendigen werden ‚lebenswissenschaftlich‘ durch Nano- und Biotechnologien überschritten“ (2).

Sind wir gerade dabei und mittendrin? Aber wie kann das gehen?

Zurück zum Ursprung

Was zeichnet die kapitalistische Gesellschaft nach Marx aus? „Der Tauschwert der Waren herrscht über den Gebrauchswert“ (3). Also nicht der Genuss an der Vielfalt und Menge an Gebrauchsgütern ist Motiv der kapitalistischen Produktion, sondern der Gewinn bringende Handel mit den Waren um des Profits willen.

Warum ist das so, und warum wohnt der Warenproduktion der unheimliche Trieb nach Vermehrung inne, und warum kann der Prozess nicht einfach immer dann wieder aufhören, wenn die Mägen satt sind und der Bedarf gedeckt?

Es ist die Art und Weise des Kapital- und Arbeitseinsatzes in der Warenproduktion und das folgerichtige System der Abschöpfung des im Produktionsprozess geschaffenen Mehrwerts.

Marx kommt in seinen Untersuchungen über die Funktionsweise der kapitalistischen Produktion zunächst zu der grundlegenden Erkenntnis, dass der Mehrwert über das eingesetzte Kapital — also die Produktionskosten, er nennt es fixes oder konstantes Kapital c — erst durch Arbeit geschaffen wird. Dies korrespondiert im Weiteren damit, dass der Mehrwert in den Händen des Kapitalbesitzers verbleibt. Er wird also nicht an die Wert schaffende Arbeitskraft anteilig zurückgegeben, weil auch die Arbeitskraft im kapitalistischen Produktionsprozess als Ware funktioniert und (nur) nach ihrem jeweils historischen Wert — er nennt ihn variabel, v —, gemäß ihren Reproduktionskosten im weitesten Sinne entlohnt wird: Lebenserhaltung, Wiederherstellung, Fortpflanzung et cetera, je nach den historischen Bedingungen.

Äquivalenztausch und doch ungleich.

Dieser Mechanismus ist nur möglich über die entstandene und weiterhin entstehende Ungleichheit der beiden Kontrahenten: Auf der einen Seite stehen die Besitzer von Produktionsmitteln wie Maschinen, Boden, Bodenschätze, Technik und Rohstoffen im weitesten Sinne, auf der anderen Seite steht die generell besitzlose Arbeitskraft — ebenfalls im weitesten Sinne. Die entscheidende Größe, die diese Ungleichheit ermöglicht, ist das im kapitalistischen Entwicklungsprozess entstandene Privateigentum an Produktionsmitteln.

So scheint alles gerecht und legal, alle Kostenfaktoren werden nach ihrem Wert berechnet und äquivalent für den Zweck der Mehrwertproduktion ausgetauscht. Jedoch ist der Kapitalbesitzer im Vorteil aufgrund seiner historisch ermöglichten Aneignung von zentralen Produktionsmitteln und der Enteignung dieser Güter aus dem gesellschaftlichen Besitz heraus.

Der Besitzer von (nur) Arbeitskraft wird es kaum auf die andere Seite schaffen. Die Euphorie um die Ende der 1990er und Anfang der 2000er Jahre geschaffene Öffnung der Spekulation für jedermann schien dies zwar zu suggerieren, sodass Freunde und Freundinnen sich plötzlich begeistert mit Aktienkursen beschäftigten, glücklich zusammensaßen und ihre kleinen Ersparnisse in den Ring warfen. Manchmal profitierten sie davon, oder aber es führte zum völligen Ruin, den das Spiel auch mit sich bringen kann.

Die Besitzer von Arbeitskraft werden letztendlich nur gebraucht als Mehrwertschaffende und als Konsumenten. Was für die Besitzer der Produktionsmittel zählt, ist die Profitrate, also das, was übrigbleibt, wenn sämtliche Produktionskosten abgerechnet werden.

Für das Wachsen oder Fallen der Profitrate spielt allerdings das Verhältnis von eingesetztem Kapital für die fixen Kosten wie Maschinen zu den eingesetzten Kosten für die Arbeitskraft, die variablen Kosten v, eine stetig systembedrohende Rolle. Wenn der Kapitalbesitzer versucht — durch Automation, Lohnsenkung, Entlassung et cetera — den Anteil der Kosten für die Arbeitskraft zu senken, um die Profitrate zu erhöhen und damit einen Marktvorteil zu erlangen und billiger als andere zu produzieren und verkaufen zu können, verändert sich das Verhältnis c zu v automatisch, doch oft nicht auf lange Dauer. Denn wenn die Konkurrenten diesem Ansatz folgen (müssen), verringert sich das Verhältnis von c zu v, also fällt damit auch die Profitrate. So entsteht ein Zwang zur beständigen Erneuerung der Zusammensetzung der Kapitalkosten, sogar bis zur Kapitalvernichtung, um den Kreislauf zur Erhöhung der Profitrate von neuem beginnen zu können.

Doch der technische Fortschritt und neue wissenschaftliche Erkenntnisse zur beständigen Vermehrung des eingesetzten Kapitals führen gleichzeitig zu einem immer größer und vielfältiger werdenden Warenangebot. Das wird zur treibenden Kraft des sich historisch ständig erweiternden Produktionsprozesses in der kapitalistischen Warenproduktion. Alles, vom Boden bis zum Menschen, wird schließlich in Wert gesetzt und zur Ware. Aber nur die Profitrate zählt. Grundlegend dafür bleibt die private Aneignung der Produktionsmittel.

In Anlehnung an die bis hier kurz referierte Darstellung von Marx zur „ursprünglichen Akkumulation des Kapitals“ (4) zählt David Harvey die historisch entwickelten Methoden der Inwertsetzung „von allem“ folgendermaßen auf:

„1 Die Kommodifizierung und Privatisierung des Bodens und die gewaltsame Vertreibung der Bauern und deren Verwandlung in Lohnabhängige,
2 die Verwandlung von Gemeineigentum, öffentlichen Gütern und Almende-Gütern in ausschließlich privates Eigentum,
3 die Verwandlung der Arbeitskraft in Ware und die Unterdrückung alternativer (subsistenz-ökonomischer) Formen der Aneignung von Natur,
4 koloniale und imperialistische Ausplünderung,
5 die Monetarisierung des Tausches und die Besteuerung,
6 der Sklavenhandel und schließlich
7 der Wucher“
(5).

Grenzenloses Wachstum?

Diese Methoden kennzeichnen nach Harvey nicht nur den frühen Kapitalismus, sondern durchziehen seine ganze Entwicklung bis heute und nun unter den Bedingungen der Globalisierung weltweit.

Der Zwang zur Beherrschung und Inwertsetzung auch des letzten Raumes, Materiellem wie Lebendigem, für die Steigerung der Profitraten erhält seine finalen Grenzen, so Altvater, nur durch die absehbare Endlichkeit der Energiezufuhr über die fossilen Stoffe Gas, Öl und/oder Uran einerseits und die Grenze der Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft andererseits.

Um diese Grenzen auszudehnen, nimmt der globale Kapitalismus Wissenschaft und Technik sowie Politik und Militär in Dienst und schwört die gesamte Weltgemeinschaft auf die Rationalität des Wachstums und die Sicherung der Energiezufuhr für das Wachstum der Ökonomie im kapitalistischen Sinne ein.

Vom oben beschriebenen Mechanismus der fortwährenden und zwangsweisen Ausbeutung von Mensch und Natur ist im heutigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Diskurs allerdings nicht mehr die Rede. Es gilt: „Weiter, höher, schneller!“ „Wachstumssteigerung!“ „Nur so sichern wir den Wohlstand!“ und vergleichbare Aussagen. Warnungen wie die des Club of Rome von 1972 dienen dann eigentlich nur der Erhöhung aller Anstrengungen, die Grenzen des Wachstums weiter hinauszuschieben (6).

„Geiz ist geil!“ Da macht doch jeder mit!

Wir haben uns an all diese Begriffe gewöhnt, wie an so vieles andere, was uns die heute an die Macht gekommenen Neoliberalen eingetrichtert haben: „Geiz ist geil“! Das ist das heutige Credo (7).

  • Grenzen des Wachstums? Ja klar, aber wir schaffen es bis auf den Mond!
  • Verbesserung des „Humankapitals“? Na klar, der Mensch muss zum bestmöglichen Nutzen qualifiziert werden, das haben wir schon seit Bologna im Griff!
  • Am BIP wird es doch für jedermann erkennbar: Die Fleißigen wachsen, die Faulen müssen an die Kandare genommen werden, ob Griechen oder Italiener!
  • „Good governance“ ist gefragt!
  • Stabilitätspakt, na klar, schmerzlich, aber notwendig: Denn die Lohnnebenkosten müssen gesenkt werden! Dann ist es auch nicht mehr weit bis zu dem Entschluss, zur Stabilitätssicherung weltweit das Militär einzusetzen.
  • Unsere Sicherheit wird auch am Hindukusch verteidigt!
  • Die Bundeswehreinsätze dienen unserer und der globalen Sicherheit der Transportwege!
  • Der Terrorismus bedroht die westliche Welt!
  • Wir verteidigen die westlichen Werte! Alles längst akzeptiert!

Und ohne dass wir es richtig begriffen haben, hat sich der Markt vollständig aus der Gesellschaft „entbettet“, wie Altvater es nennt.

Finanzmärkte und Rating-Agenturen entscheiden weltweit über die sogenannte Prosperität von Unternehmen bis hin zu ganzen Nationen. Franz Müntefering nennt es „Raubtierkapitalismus“, und die großen Absahner seien die „Heuschrecken“. Aber die Personifizierung hilft nicht weiter.

Das System zwingt zu dieser Entwicklung.

Die „Entbettung der Finanzwirtschaft“ von der Realwirtschaft, die ihren Investoren mit Raubzügen in die Realwirtschaft für ihre weltweiten Investitionen schwindelerregend hohe Profitraten bis über 50 Prozent verspricht, während das BIP zurzeit beispielsweise in Deutschland um 5 Prozent gesunken ist, treibt den Ruin von Mensch, Natur und Raum gnadenlos voran.

„Après moi le déluge“ („Nach mir die Sintflut“) — so beschreibt Marx in seinem zentralen Werk „Das Kapital“ das Treiben der Kapitalisten und der kapitalistisch orientierten Nationen (8).

Es ist also schlicht naiv zu glauben, es ginge um Religion, um böse Denker oder irgendeine Strategie der Pharmaindustrie und „nur“ um Geld. Die Kontrolle über die Verwertung auch des letzten Moleküls durch die Finanzmärkte — darum geht es heute.

Den wenigen Milliardären aus der High-Tech- und der Pharma-Industrie, in deren um Höchstprofit zitternden Händen heute das Schicksal der Weltgemeinschaft liegt und die das größte Spekulationsgeschäft ihres Lebens in Gang gesetzt haben, sind die Folgen ihres Tuns so egal wie den Kohle- und Stahlbaronen des letzten Jahrhunderts. „Après moi le déluge“ ist auch ihr Credo — sie hoffen auf ihr ewiges Leben auf dem Mond oder sonstwo im All, die Erde und die Menschen interessieren sie dabei wenig.

Die Inwertsetzung des Menschen selbst, seiner Gefühle, seines Denkens, seines Körpers, das ist der Antrieb für den vielleicht letzten großen Raubzug in der kapitalistischen Entwicklung.

Keine Lebensgrundlage kann sich, wie wir erkennen müssen, der Inwertsetzung entziehen. Der Mensch ist in vielerlei Hinsicht aber noch immer ein nicht vollständig berechenbares Hindernis in der Konkurrenz um den Höchstprofit: Er neigt zum Widerstand, er ist nicht bis zum Exitus ausbeutbar und er ist ein Kostenfaktor, die Achillesferse im Kampf gegen den tendenziellen Fall der Profitrate.

Die letzte Schlacht …

Wir befinden uns in der letzten Phase der Inwertsetzung von allem. Die Verselbständigung des Finanzkapitals, seine „Entbettung“ von allem Gesellschaftlichen, die Missachtung des tatsächlich produzierenden Kapitals, die Vernichtung des ökonomisch bedeutsamen Mittelstandes, die Missachtung einer wirklichen Gebrauchsgegenstandwirtschaft weisen auf ein Ende des Kapitalismus hin, auch wenn es nicht heute geschehen wird. Bisher ist es dem System immer noch gelungen, durch Technik und Wissenschaft das Ende hinauszuzögern.

Dennoch wird gerade wegen dieser höchst unmoralischen Situation — der Missachtung des Lebens selbst, der Zerstörung des gesellschaftlichen Zusammenhalts bei gleichzeitig offensichtlicher Korruption des politischen Machtapparats — immer mehr Menschen klar, dass dieses unmenschliche System überwunden werden muss.
Der Mensch, sein gemeinschaftliches Wirken, schafft die gesellschaftlichen Werte! Deshalb müssen und können wir

  • den Wucher ausschließen,
  • den Sklavenhandel beseitigen,
  • die Monetarisierung des Tausches und die Besteuerung überwinden,
  • die neokoloniale und imperialistische Ausplünderung von Natur, Erde und Nationen beenden,
  • die menschliche Arbeitskraft wieder zur Hauptperson des gesellschaftlich nützlichen Wirtschaftens in neuen solidarischen Formen machen,
  • das Enteignete und „Entbettete“ in Gesellschaftliches zurückverwandeln,
  • den Schutz des Bodens als Gemeineigentum sichern und den Bauern und jedem arbeitenden Menschen die Vielfalt sinnvoller Tätigkeiten ermöglichen.

Solidarisches, gemeinschaftliches Handeln wird in neuen lokalen und regionalen Gemeinschaften zurückgewonnen werden, menschliches Wirtschaften wird die Überschüsse in die Gemeinschaft zurückführen. Eine menschliche Entwicklung von Bildung, Kultur und Wissenschaft in Kooperation mit anderen, die Überwindung von Konkurrenz und Raub an Natur und Mensch — das sind die Aufgaben der Zukunft.

Der Ausstieg aus einer seit der Aufklärung durch und durch materialistisch geprägten Welt erfordert jedoch mehr als das. Auch die geistige Welt muss eine neue, andere Dimension entfalten. Es ist jetzt die Zeit, dies alles zu entwickeln. Viele Projekte gehen diesen Weg bereits und machen Hoffnung. Sie sind auch notwendig, damit der sicher kommende Umbruch nicht in eine Leere fällt und die möglichen Strukturen dafür sichtbar werden!

Altvater schließt seine Untersuchung mit den Worten: „Die Geschichte ist offen für Produktionsweisen, Lebensbedingungen und Naturverhältnisse jenseits des Kapitalismus.“ Die C-Krise zeigt die Notwendigkeit an. Sie führt uns zu einem Wendepunkt. (9)
Dafür nennt er viele Beispiele, die bereits im obengenannten Sinne zu wachsen beginnen.


Quellen und Anmerkungen:

(1) Altvater, Elmar 2018: Das Ende des Kapitalismus wie wir ihn kennen. Eine radikale Kapitalismuskritik. Verlag Westfälisches Dampfboot Münster. 8. Auflage. 1. Auflage 2005

(2) Altvater 2018, S. 52
(3) Altvater 2018, S. 36

(4) MEW 23, 24, 25: Marx, Karl 1970: Das Kapital, 3 Bände, Marx-Engels-Werke, Bd. 23, 24, 25. Dietz Verlag Berlin: 24. Kapitel

(5) Harvey, David 2003: The new Imperialism, Oxford University Press, Oxford, S 145, in: Altvater 2018, S. 52

(6) The Limits to Growth. A Report for the Club of Rome’s Project on the Predicament of Mankind. 1972

(7) „Geiz ist geil“ war ab 2002 ein Werbeslogan der Elektronikhandelskette Saturn in Deutschland und Österreich.

(8) Marx, Karl 1867: Das Kapital, Band 1, Abt. III,8.,5 in: zeno.org. Marx-Engels-Werke 23, Berlin 1962, S. 285

(9) Altvater 2018 S. 27


Dieser Artikel erschien auf Rubikon am 26.01.2022 und ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen dürfen Sie es verbreiten und vervielfältigen.


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Von Thomas Schulze

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