Eine Unternehmensfinanzierung mit Hebeleffekt kann bei Nutzung von Krediten erreicht werden. Aber Achtung: Mehr Kredit, mehr Ertrag, mehr Risiko.

Der Hebeleffekt in der Unternehmensfinanzierung

Der Einsatz von Fremdkapital kann vor allem in Zeiten niedriger Zinsen die Eigenkapital-Rentabilität eines Unternehmens deutlich verbessern. Das ist immer dann der Fall, wenn der durch den Kapitaleinsatz generierte Ertrag höher ist als die Kapitalkosten. Dies wird als Hebeleffekt bezeichnet.

Der Hebel birgt aber auch Risiken, warnt das E-Book von www.europakredit.com. Denn die „Unternehmensfinanzierung muss zwei Zielen dienen, der Kapitalbeschaffung, wenn es um neue Arbeitsplätze oder Märkte geht, und der permanenten Gewährleistung von Liquidität. Die Finanzierung ist in jeder Phase der Unternehmensentwicklung das A und O.“

Bekannt von Wertpapiergeschäften

Hebelwirkungen sind aus dem Wertpapierhandel bekannt. Das Prinzip, das zum Beispiel mit Optionsscheinen und Zertifikaten von Barclays, Vontobel und vielen anderen Kapitalanlagegesellschaften verfolgt wird, basiert auf dem Einsatz von weniger Eigenkapital im Vergleich zu einer direkten Investition in die Basiswerte. Die Wirkung bei der Unternehmensfinanzierung lässt sich an einem vereinfachten Rechenbeispiel verdeutlichen:

Ein Existenzgründer benötigt für sein Unternehmen 100.000 Euro Kapital. Laut Business-Plan erwartet er daraus 7.500 Euro Jahresgewinn, also 7,5 %. Setzt er komplett auf Eigenkapital, entspricht dieser Wert zugleich seiner Eigenkapital-Rendite.

Nun erhält er die Chance, einen Kredit von 50.000 Euro zu einem Zinssatz von 5 % zu bekommen. Der kostet ihn also 2.500 Euro an Zinsen pro Jahr. Die müssen wir vom Gewinn abziehen, es bleiben also nur noch 5.000 Euro übrig. Ein schlechtes Geschäft?

Keineswegs, wenn man die Eigenkapitalrendite betrachtet. 5.000 Euro Gewinn stehen nämlich jetzt nur noch 50.000 Euro Eigenkapital gegenüber, die Rendite hat sich auf satte 10 % verbessert.

Die Kehrseite der Medaille

Das obige Beispiel ließe sich fortsetzen mit einem noch höheren Einsatz von Fremdkapital, der die Eigenkapital-Rendite weiter steigern würde. Dem sind natürliche Grenzen gesetzt, denn keine Bank sagt umfangreiche Darlehen bei einer sehr niedrigen Eigenkapitalquote zu. Der Zinssatz steigt zudem mit steigendem Ausfallrisiko.

Aber ganz abgesehen von den praktischen Schwierigkeiten bedeutet eine weitgehende Fremdfinanzierung ein großes Risiko für das Unternehmen selbst, beispielsweise bei überraschend wegbrechenden Einnahmen oder wenn die Fristigkeiten von Finanzierung und Verbindlichkeiten nicht aufeinander abgestimmt sind. Wichtig ist deshalb, allgemein anerkannte Bilanz- und Finanzierungsregeln nicht über Bord zu werfen, nur weil ein großer Hebeleffekt lockt.

Von Thomas Schulze

Mit den Beiträgen will ich helfen, anhand ausgewählter Beiträge besser zu verstehen, "was die Welt im Innersten zusammenhält"

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