Commerzbank, Banken überhaupt genießen bei Sparern immer noch ein relativ hohes Vertrauen. Doch wie sicher ist das Geld dort aktuell?

Commerzbank – ein Dilemma

Die Commerzbank wurde 1870 als unabhängiges Finanzinstitut gegründet. Hanseatische Kaufleute sowie Banker für den Firmen- und Privatkundenbereich gründeten die Commerz- und Disconto-Bank in Hamburg. Besonders der deutsche Mittelstand schätzte die Bankdienstleistungen des Hauses. Noch im Jahr 2007 erzielte die Bank 1,9 Milliarden Euro Gewinn nach Steuern, 2018 galt sie als viertgrößte Bank Deutschlands gemessen an der Bilanzsumme.

Doch was ist davon geblieben?

Commerzbank Chart
finanzen.net-Grafik – Kurs und Dividende

Der Kurs pro Aktie sank von 207 Euro im Jahr 2000 bis heute um 97,53 Prozent und pendelt nun um die Marke von fünf Euro. Gabor Steingart kommentierte das in einem Monrning Briefing mit den Worten:

„Mittlerweile sind ein paar Frankfurter Würstchen mit Senf mehr Wert als der Anteilsschein der Commerzbank.“

Nun plant das Institut brutto 10.000 Stellen abzubauen. Arbeiteten die Mitarbeiter so schlecht, oder ist der Stellenabbau Folge von ideenloser Geschäfts- und Nullzinspolitik?

Betroffen von den Stellenstreichungen ist vor allem das Privat- und Unternehmenskundengeschäft. Beide Bereiche bildeten früher das Rückgrat der Bank. Die Beendigung der nunmehr „unprofitablen Kundenbeziehungen“ empört Kreise des deutschen Mittelstands. Auch Millionäre sind von Kontenkündigungen betroffen.

Insider fragen sich: Wenn sich die Bank massiv vom Geschäft trennt, gehen Erträge verloren – bei nahezu konstantem Kostenblock. Wenn das Institut immer kleiner wird und immer größere rote Zahlen schreibt – kann das die Lösung sein?

Warum ist die Bank in der Krise?

Die hauptsächlichsten Versäumnisse des Managements reichen weit zurück:

1. Gewinn bringt Banken in den letzten Jahren vor allem das Investmentbanking. Das wurde bei der Commerzbank nie wirklich entwickelt. Struktur und Geschäft der Bank stammen aus dem 19. Jahrhundert.

2. Der ausgeschiedene Vorstandschef Martin Zielke setzte jahrelang auf das Filial-Geschäft – doch wohl nicht auf das Kundengeschäft? Jetzt sollen 340 von 790 Filialen geschlossen werden.

3. Die Bank soll über eine veraltete IT-Infrastruktur verfügen. Ebenso fehlen innovative Finanz-Apps. Gerade für moderne digitale Prozesse fehlen wohl innovative Köpfe.

Große Hoffnungen setzten wohl Mitarbeiter und Aktionäre auf Roland Boeckhout. Er  leitete sieben Jahre lang erfolgreich die Online-Bank ING-DiBa. Seit Januar 2020 gehörte er dem Commerzbank-Vorstand. Doch der Aufsichtsrat entschied sich dagegen, dass Boeckhout die Führung der Bank übernimmt – also verließ er die Bank.

Ähnlich Kerem Tomak. Er kam als KI-Experte von Google und sollte das Big Data Geschäft der Commerzbank aufbauen. Allerdings erkannte er wohl, dass er bei der Commerzbank falsch ist – und verließ die Bank.

Nun können die Kunden der Bank darauf Wetten abschließen, wie gut ihr Geld bei der Bank aufgehoben ist. Und die Mitarbeiter? Sie haben die Wahl: Ist es besser, das sinkende Schiff zu verlassen oder kommt die Rettung?

Crash - Chaos - Chance

Von Thomas Schulze

Mit den Beiträgen will ich helfen, anhand ausgewählter Beiträge besser zu verstehen, "was die Welt im Innersten zusammenhält"

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