Nvidia-Aktie

War das ein Crash, dass die Nvidia-Aktie plötzlich so abstürzte? Und geht es nur um Nvidia? Was steckt dahinter?

Crash bei Nvidia-Aktie verunsichert Anleger

BÖRSE-ONLINE berichtete am 26. 01. 2025:

„Die Nvidia-Aktie verliert am heutigen Montag bereits knapp 14 Prozent. Der Grund: DeepSeek, das ‚chinesische ChatGPT‘, hat den beliebten US-Chatbot als meistgenutzte kostenlose App in den USA abgelöst. Das erst am 10. Januar vorgestellte Modell DeepSeek-V3 punktet mit Effizienz: Es arbeitet mit günstigeren Chips und benötigt weniger Daten. Diese Eigenschaften sorgen nun für ein bröckelndes Vertrauen in etablierte KI-Schwergewichte wie Nvidia.“

Den Kursanstieg von Nvidia 2023 und 2024 um über 200 Prozent leiteten viele Experten aus dem Hype um KI ab. Big-Tech-Riesen investieren massiv in den Ausbau ihrer KI-Infrastruktur. Dafür benötigen sie Hochleistungschips von Nvidia. Auch aufgrund dieses Bedarfs, hatte die US-Regierung den Export von Hochleistungschips nach China beschränkt und sieht weitere Sanktionen vor.

OpenAI veränderte Geschäftsmodell bei KI

Eine Recherche von Bernhard in seinem Block Moon of Alabama enthüllt einige Hintergründe, die ich hier auszugsweise übersetzt habe.

Es war eine gemeinnützige Organisation, OpenAI, die ChatGPT entwickelte, das eine Schlüsselstellung im KI-Hype erlangte. Als OpenAI-CEO, Sam Altman, die gewaltigen Profitchancen erkannte, die ChatGPT bot, änderte er die gemeinnützige Struktur von OpenAI. Er plünderte den Vorstand und überführte die Organisation in die Privatwirtschaft:

„Der ChatGPT-Hersteller OpenAI arbeitet an einem Plan zur Umstrukturierung seines Kerngeschäfts in eine gewinnorientierte Gesellschaft, die nicht mehr von ihrem gemeinnützigen Vorstand kontrolliert wird, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen gegenüber Reuters erklärten, um das Unternehmen für Investoren attraktiver zu machen.

Der Vorstandsvorsitzende Sam Altman wird auch zum ersten Mal Aktien des gewinnorientierten Unternehmens erhalten, das nach der Umstrukturierung 150 Milliarden Dollar wert sein könnte, da es auch versucht, die Obergrenze für die Renditen der Investoren aufzuheben, fügten die Quellen hinzu.“

Vor allem zwei Aspekte sind mit ChatGPT verknüpft, die das Geschäftsmodell sichern und bestimmten Investoren Traumrenditen bescheren können.

  1. Das ChatGTP-Sprachenmodell ist eine Blackbox. Sie läuft in der Cloud. Abgesehen von einer weniger exakten kostenfreien Variante gibt es eine qualitativ bessere gegen Bezahlung. Sie bringt genauere Ergebnisse beim Übersetzen, bei der Erstellung von Inhalten oder Analyse bestimmter Probleme.
  2. Training und Wartung von ChatGTP erforderten große Mengen an Rechenleistung – Hardware und Energie. Beides kostet viel Geld. Die verwendeten Algorithmen waren demgegenüber wohlbekannt und die Trainingsdaten waren frei verfügbare Internetinhalte.

Politiker, auch der neue US-Präsident Donald Trump, sahen und sehen in der KI die nächste große Chance für die weltweite Vorherrschaft der USA. Nvidea, der letzte führende US-Chiphersteller, verlor Milliarden an US-Dollar, als ihm der Verkauf seiner neuesten, auf KI spezialisierten Modelle nach China untersagt wurde.

„Stargate“ soll die US-Vorherrschaft sichern und Mega-Profite ermöglichen

Am 21. 01. 2025 berichtete CNN über Trumps Stargate-Projekt:

„Drei führende Technologieunternehmen haben am Dienstag angekündigt, dass sie ein neues Unternehmen namens Stargate gründen werden, um die Infrastruktur für künstliche Intelligenz in den Vereinigten Staaten auszubauen.

 

Der CEO von OpenAI, Sam Altman, der CEO von SoftBank, Masayoshi Son, und der Vorsitzende von Oracle, Larry Ellison, erschienen am Dienstagnachmittag im Weißen Haus an der Seite von Präsident Donald Trump, um das Unternehmen anzukündigen, das Trump als ‚größtes KI-Infrastrukturprojekt der Geschichte‘ bezeichnete.

 

Die Unternehmen werden zunächst 100 Milliarden Dollar in das Projekt investieren, wobei geplant ist, in den kommenden Jahren bis zu 500 Milliarden Dollar in Stargate zu stecken. Es wird erwartet, dass das Projekt 100.000 US-Arbeitsplätze schaffen wird, sagte Trump.

 

Stargate wird ‚die physische und virtuelle Infrastruktur für die nächste Generation der künstlichen Intelligenz‘ aufbauen, einschließlich Rechenzentren im ganzen Land, so Trump. Ellison sagte, das erste Datenprojekt der Gruppe mit einer Fläche von 1 Million Quadratmetern sei bereits in Texas im Bau.“

Chinesische Konkurrenz für OpenAI und Stargate

Am selben Tag, an dem donnernd Stargate verkündet wurde, veröffentlichte ein chinesisches Unternehmen ohne Marketingdonner ein weiteres KI-Modell in mehreren Variationen:

„Wir stellen unsere Denkmodelle der ersten Generation vor, DeepSeek-R1-Zero und DeepSeek-R1. DeepSeek-R1-Zero, ein Modell, das mittels groß angelegtem Reinforcement Learning (RL) ohne überwachte Feinabstimmung (SFT) als Vorstufe trainiert wurde, zeigte bemerkenswerte Leistungen beim logischen Denken. Mit RL entwickelte DeepSeek-R1-Zero auf natürliche Weise zahlreiche leistungsstarke und interessante logische Verhaltensweisen.“

Den Benchmarks nach zu urteilen, sind sie nicht nur der amerikanischen Konkurrenz annähernd gleichwertig. Sie

  • verwenden eine andere Kombination von Techniken,
  • weniger Trainingsdaten,
  • viel weniger Rechenleistung,
  • sind billig in der Anwendung und
  • im Gegensatz zu OpenAI wirklich quelloffen.

Warum sollte DeepSeek OpenAI bedrohen?

Forbes schreibt:

„Die US-Exportkontrollen für fortschrittliche Halbleiter sollten Chinas KI-Fortschritt verlangsamen, aber sie haben möglicherweise unbeabsichtigt die Innovation gefördert. Unternehmen wie das in Hangzhou ansässige Unternehmen DeepSeek konnten sich nicht nur auf die neueste Hardware verlassen, sondern waren gezwungen, kreative Lösungen zu finden, um mit weniger mehr zu erreichen.

In diesem Monat hat DeepSeek sein R1-Modell veröffentlicht, das fortschrittliche Techniken wie reines Verstärkungslernen nutzt, um ein Modell zu erstellen, das nicht nur zu den besten der Welt gehört, sondern auch vollständig quelloffen ist, so dass es von jedermann auf der Welt untersucht, verändert und weiterentwickelt werden kann.

Die Leistung von DeepSeek-R1 ist vergleichbar mit den besten Denkmodellen von OpenAI in einer Reihe von Aufgaben, einschließlich Mathematik, Codierung und komplexem Denken

Am bemerkenswertesten ist jedoch, dass DeepSeek dies vor allem durch Innovation und nicht durch den Einsatz der neuesten Computerchips erreichen konnte.“

Natur stellt beeindruckt fest:

„Ein in China entwickeltes großes Sprachmodell namens DeepSeek-R1 begeistert Wissenschaftler als erschwinglicher und offener Konkurrent für ‚denkende‘ Modelle wie das o1 von OpenAI.

‚Das ist wild und völlig unerwartet‘, schrieb Elvis Saravia, ein KI-Forscher und Mitbegründer der in Großbritannien ansässigen KI-Beratungsfirma DAIR.AI, auf X.

 

R1 ist auch aus einem anderen Grund bemerkenswert. DeepSeek, das Start-up-Unternehmen in Hangzhou, das das Modell entwickelt hat, hat es als ‚open-weight‘ veröffentlicht, was bedeutet, dass Forscher den Algorithmus untersuchen und darauf aufbauen können. Das unter einer MIT-Lizenz veröffentlichte Modell kann frei wiederverwendet werden, gilt aber nicht als vollständig quelloffen, da die Trainingsdaten nicht zur Verfügung gestellt wurden…

 

DeepSeek hat die vollen Kosten für die Schulung von R1 noch nicht bekannt gegeben, aber es verlangt von den Nutzern seiner Schnittstelle etwa ein Dreißigstel der Kosten für den Betrieb von o1. Das Unternehmen hat auch ‚destillierte‘ Miniversionen von R1 erstellt, damit Forscher mit begrenzter Rechenleistung mit dem Modell spielen können.“

Arnaud Bertrand bezeichnete Deep Seek auf X gar als „Todesurteil für OpenAI“:

„Die meisten Menschen sind sich wahrscheinlich nicht bewusst, wie schlecht die Nachrichten von Chinas Deepseek für OpenAI sind.

 

Sie haben ein Modell entwickelt, das in verschiedenen Benchmarks mit OpenAIs letztem Modell o1 gleichzieht und es sogar übertrifft, und sie verlangen nur 3% des Preises.

 

Das ist in etwa so, als ob jemand ein dem iPhone ebenbürtiges Handy auf den Markt gebracht hätte, es aber für 30 Dollar statt 1000 Dollar verkaufen würde. Es ist so dramatisch.

 

Außerdem geben sie es als Open-Source frei, so dass Sie sogar die Möglichkeit haben – was OpenAI nicht bietet -, ihre API überhaupt nicht zu verwenden und das Modell selbst ‚kostenlos‘ zu betreiben.“

Die nächsten Tage und Wochen werden wohl deutlicher erkennen lassen, ob der Sturz am Aktienmarkt nur Ergebnis eines plötzlichen Schocks war, oder ob sich hier nachhaltige Veränderungen andeuten.


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Von Thomas Schulze

Mit den Beiträgen will ich helfen, anhand ausgewählter Beiträge besser zu verstehen, "was die Welt im Innersten zusammenhält"

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