Eine Deutsche-Bank-Studie sollte Politiker und den „Qualitätsmedien“ zu denken geben. Auch viele Bürger wollen noch nicht wahrhaben, was einige Experten schon mehrfach verkündeten.
Deutsche-Bank-Studie: „Zeitalter der Unordnung“
Nach rund 40 Jahren mehr oder weniger steilem Wirtschaftswachstum wird von Tag zu Tag deutlicher: so geht es nicht weiter.
Zu dieser Auffassung kommt jetzt auch ein Team von fünf Analytikern der Deutschen Bank mit Jim Reid an der Spitze. Das klingt fast wie ähnliche Auffassungen, deren Autoren aktuell oft als „Verschwörungstheoretiker“ hingestellt werden.
Dazu gehören beispielsweise die Gesprächspartner von Roland Tichy: Max Otte und Markus Krall über den Weltsystemcrash (Otte) 2020. Oder auch Ernst Wolff.
Auch nach Auffassung des Deutsche-Bank-Teams gibt es nicht schlechthin nur eine „V-Kurve“ der Konjunktur als Folge der fast weltweit einheitlichen Corona-Politik. Vielmehr stehen wir am Rande einer radikalen Wende:
„Die Welt steht an der Schwelle zu einer neuen Ära, die zunächst von Unordnung geprägt sein wird, mit einer wahrscheinlichen Lockerung der Globalisierung.“
Das Jahr 2020 markiere den Beginn eines neuen Zyklusses. Dieser Zyklus sei davon geprägt, dass die Volkswirtschaften, Vermögenspreise, Politik und unserer allgemeinen Lebensweise sich radikal ändern werden. Nunmehr beginne ein „Zeitalter der Unordnung“. Doch wäre es falsch, den Auslöser dafür in der Corona-Pandemie zu suchen. Diese habe die Entwicklung beschleunigt, „aber nicht verursacht“.
Regierungen und Unternehmen werden versuchen, mit noch mehr Schulden gegenzusteuern.
Darüber hinaus werden geopolitische Spannungen zwischen den USA und China „das Zeitalter der Unordnung“ charakterisieren. Denn China werde seinen Weg zur Wiederherstellung seiner historischen Rolle als globale Wirtschaftsmacht fortsetzen und dabei seine eigenen Werte dem westlichen Liberalismus vorziehen.
„Daher winkt ein Zusammenprall der Kulturen und Interessen, vor allem, da China näher daran ist, die größte Volkswirtschaft der Welt zu werden“,
heißt es in dem Bericht.
Ebenso könnte das Zeitalter der Unordnung – speziell die nächsten zehn Jahre – auch „ein Jahrzehnt sein, in dem Europa auf der Kippe steht“, heißt es in dem Bericht. Denn die Chancen für Europa, sich durchzuschlagen, sind gesunken.
Extrapolation der Entwicklung kann sich als größter Fehler erweisen
Nach Ansicht der Autoren bestimmen acht Themen „das Zeitalter der Unordnung:
- Die sich verschlechternden Beziehungen zwischen den USA und China und die Umkehrung der ungezügelten Globalisierung.
- Ein entscheidendes Jahrzehnt für Europa.
- Noch höhere Verschuldung und Helikoptergeld wird zum Mainstream.
- Inflation oder Deflation?
- Verschärfung der Ungleichheit, bevor es zu einer Gegenreaktion und Umkehrung kommt.
- Die Kluft zwischen den Generationen vergrößert sich.
- Die Klimadebatte wird zunehmen.
- Technologische Revolution oder Blase?
Im Bericht bezeichnen die Autoren die aktuelle Situation als „zweite Ära der Globalisierung“ (1980 – 2020?). Diese Periode kennzeichnete
„das beste kombinierte Vermögenspreiswachstum aller Zeiten in der Geschichte, mit durchweg sehr starken Aktien- und Anleiherenditen. Es ist unwahrscheinlich, dass im Zeitalter der Unordnung eine solche Leistung aufrechterhalten werden kann, insbesondere in realen Werten“.
Quelle: statista.de
Doch erkennbar geht diese stetige Wachstumsentwicklung dem Ende zu. Aus ihrer Analyse ziehen sie den Schluss:
„In den kommenden Jahren könnte die bloße Extrapolation vergangener Trends der größte Fehler sein, den man macht“.
Quelle: „The Age of Disorder – the new era for economics, politics and our way of life“, 09.09.2020