Digitaler Euro – heute wollen die Finanzminister der Europäischen Union und der USA entscheiden, wie und von wem er umgesetzt werden soll.

Digitaler Euro – Hauptthema im Morning Briefing von Gabor Steingart

digitaler Euro
Bild: Gerd Altmann/Pixabay

Wie ein digitaler Euro eingeführt werden kann, dazu veröffentlichte im Oktober 2020 die Europäische Zentralbank (EZB) einen „Bericht“. Ein digitaler Euro soll nicht schlechthin eine „Kryptowährung“ wie andere sein, sondern eine „digitalen Zentralbankwährung“ (CBDC) für den Euroraum.

Am 12.07.2021 beraten nun die Finanzminister der Europäischen Union und der USA über die nächsten Schritte. Im Morning Briefing vom 12.07.2021 wirft Gabor Steingart neun Fragen zum digitalen Euro auf und gibt Antworten aus seiner Sicht:

„1. Was genau unterscheidet den digitalen Euro vom heutigen Euro, der im Wesentlichen ja auch digital von einem Konto zum anderen wandert?

Im Kern geht es um die Schaffung eines neuen Transaktionsstandards, der schnellere, einfachere und günstigere Geldtransfers möglich machen soll. Der Kostenvorteil könnte bis zu 90 Prozent gegenüber dem jetzigen Überweisungssystem betragen…“

Geht es „im Kern“ wirklich nur um „die Schaffung eines neuen Transaktionsstandards„, oder wie Ernst Wolff zugespitzt argumentiert um „Digitalen Finanzfaschismus„?

„2. Ist der digitale Euro eine Kryptowährung wie der Bitcoin?

Ähnlich wie bei Bitcoin wird der digitale Euro in einer Art virtuellen Geldbörse aufbewahrt, nutzt jedoch für sein Entstehen nicht die Blockchain-Technologie. Er wird also nicht dezentral durch viele anonyme Menschen kreiert, sondern er ist und bleibt Notenbankgeld…“

Andere Sichtweisen zum Vergleich von Kryptowährungen wie Bitcoin und digitalem Euro finden sich beispielsweise in dem Beitrag „Digitale Zentralbankwährungen – die Geld-Apokalypse„.

„3. Was genau ist der Vorteil des digitalen Euro aus Sicht der EZB?

Mit dem digitalen Euro sichert die EZB ihre geldpolitische Hoheit in Zeiten, in denen das Bargeld an Relevanz verliert…

4. Was genau ist der Vorteil des digitalen Euro aus Sicht der Verbraucher?

Die EZB sichert die Einlagen bis zur Höhe von 3000 Euro. Damit kann der Einzelne seine Einlage bis zu dieser Höhe nicht verlieren…“

Einlagensicherheit „bis zur Höhe von 3000 Euro“ – viele gehen sicher bisher davon aus, dass „der Staat“ ja für Einlagen bis 100.000 Euro die Sicherheit zugesagt hat. Und dann nur noch 3000 Euro? Kann das im Interesse von hunderten Millionen Bürgern und Unternehmen in der Euro-Zone sein?

Einlagensicherung – Reduzierte Sicherheit

„5. Was genau ist der Nachteil des digitalen Euro für die klassischen Banken?

Kein Vorteil ohne Nachteil. Der digitale Euro führt zu einer schrittweisen Entmachtung der klassischen Bank.

6. Worin aber besteht in diesem Fall das Risiko?

Ein Bank-Run wäre im Krisenfall eher wahrscheinlich als heute. Und: Banken ohne Sichteinlagen können im Prinzip keine Kredite mehr vergeben. Ein staatliches Kreditwesen allerdings würde das Ende der Marktwirtschaft bedeuten.“

Zur aktuellen Souverenität der Banken verwies unlängst Dr. Markus Krall in seinem Interview mit Thorsten Wittmann auf eine Reihe von Problemen.

„7. Hat die EZB damit Zugriff auf die Konten der Bürger?

Die Kundendaten sollen der EZB nicht bekannt sein. Der Kunde weist sich vielmehr durch einen EU-Identitätsnachweis aus, der nach allen Regeln der Kunst dem Datenschutz genügen soll. Dieser fälschungssichere und trotzdem anonymisierte Identitätsnachweis existiert bisher noch nicht.“

Von vielen Seiten wird immer wieder auf die Datenschutzrisiken zum digitalen Euro verwiesen – doch stünden nach Meinung einiger Rechtsexperten einem digitalen Euro grundsätzlich „keine datenschutzrechtlichen Bedenken entgegen„.

„8. Könnte die Notenbank den Bürgern damit auch sogenanntes Helikopter-Geld in die Accounts schieben, also eine staatliche Konsum-Prämie, um die Konjunktur nach einer schweren Krise anzukurbeln?

Ein direkter Zugriff der EZB besteht nach jetzigen Planungen nicht. Helikopter-Geld, also die Möglichkeit einer staatlichen Geldinjektion im Krisenfall, würde die derzeitigen Befugnisse der EZB überschreiten. Die Betonung liegt auf: derzeitig. Die technischen Möglichkeiten aber wären dann geschaffen.

9. Verschwindet dann das Papiergeld aus unseren Portemonnaies und aus den Ladenkassen?

Der digitale Euro soll das Bargeld ergänzen, nicht ersetzen. Zumindest sagt das die EZB.“

Glauben Sie das? Oder befürchten auch Sie angesichts einer „E-Währung – Bargeldabschaffung im Endspurt„. In der Abschaffung des Bargeldes durch den digitalen Euro und andere E-Währungen gibt es zumindest mit der Gründung der Better Than Cash Alliance (BTCA) seit 2021 eine unheilige Alianz.

Bargeldkomplott

Von Thomas Schulze

Mit den Beiträgen will ich helfen, anhand ausgewählter Beiträge besser zu verstehen, "was die Welt im Innersten zusammenhält"

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